Beyond Meat beendet Höhenflug

Bei Aussehen und Geschmack möglichst nahe an Fleisch herankommen – das will Beyond Meat.
Bei Aussehen und Geschmack möglichst nahe an Fleisch herankommen – das will Beyond Meat. (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULL (JUSTIN SULLIVAN)
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Das gehypte US-Unternehmen, dessen Aktie sich seit dem Börsengang Anfang Mai bereits mehr als versechsfacht hatte, bekommt Konkurrenz – und zwar durch Amazon.

New York. Seit Anfang Mai ist Beyond Meat, ein Hersteller von Fleischersatz, an der Börse. Dem Börsengang folgte ein Hype, der Kurs versechsfachte sich binnen weniger Wochen. Doch nun scheint der Höhenflug zu einem jähen Ende gekommen zu sein. Am Dienstag ging es im vorbörslichen Handel bereits den sechsten Tag in Folge nach unten. Erst am Montag hatte die Aktie mehr als acht Prozent im Minus geschlossen.

Der Grund: Beyond Meat bekommt Konkurrenz. Davon hat das aufstrebende Unternehmen eigentlich schon genug: So gibt es mit Impossible Foods einen boomenden Spezialanbieter, der durch eine Partnerschaft mit Burger King von sich reden macht. Zudem dringen Lebensmittelriesen wie Nestlé oder Tyson Foods auf den Markt.

Allianzen mit Fast-Food-Größen sind für die Fleischersatzhersteller eigentlich stets gute Nachrichten, doch eine Partnerschaft mit der US-Restaurantkette PizzaRev konnte den Aktienkurs von Beyond Meat am Montag nicht stützen. Zumal andere Fast-Food-Schwergewichte sich skeptisch zeigen: Taco Bell und Shake Shack erklärten jüngst, derzeit nicht an Produkten von Beyond Meat interessiert zu sein.

Konkurrenz durch Amazon-Tochter

Und nun tritt mit dem britischen Fleischalternativen-Produzenten Meatless Farm der nächste Konkurrent auf den Plan. Was das Start-up für Beyond Meat so gefährlich macht: Meatless Farm hat einen Deal mit Whole Foods Market abgeschlossen. Die große US-Biosupermarktkette gehört seit zwei Jahren dem Onlinehandelsgiganten Amazon. Sie wird ab dem Sommer sechs Monate lang die Produkte von Meatless Farm in den USA verkaufen. Das ließ bei den Anlegern von Beyond Meat die Alarmglocken schrillen.

Zwar liegt der Unternehmenswert mit mehr als acht Milliarden Dollar noch immer viel höher als vor dem Börsengang Anfang Mai (1,5 Milliarden Dollar), doch der Hype flaut langsam ab. Vom Allzeithoch hat sich der Kurs um nahezu ein Fünftel entfernt.

Viele Analysten hatten angesichts der enormen Kursgewinne bereits gewarnt, dass es wohl nicht ewig nur nach oben gehen werde. Beyond Meat liegt mit seinen Fleischalternativen auf pflanzlicher Basis zwar weiter im Trend und verzeichnet ein rasantes Umsatzwachstum. Profitabel ist das Unternehmen aber noch nicht: Im Vorjahr schrieb es einen Verlust von 30 Millionen Dollar und wies in seinen bei der Börsenaufsicht eingereichten Papieren darauf hin, dass Profite noch auf sich warten lassen könnten. Da hilft auch die prominente Unterstützung von Microsoft-Gründer Bill Gates, Hollywoodstar Leonardo DiCaprio und den Twitter-Gründern Biz Stone und Evan Williams wenig. Beyond Meat will das Geld aus dem Börsengang unter anderem für Investitionen in den Herstellungsprozess sowie für seinen Bereich Forschung und Entwicklung nutzen.

Das Unternehmen strebt wie viele andere Produzenten danach, die Fleischalternativen hinsichtlich Geschmack, Aussehen, Geruch und Konsistenz nahe an das Original zu bringen. Eingesetzt werden etwa Erbsen, Bohnen und Soja, Rote Rübe bringt den „blutigen“ Effekt.

Die Konkurrenz schläft aber nicht. Meatless Farm stellt seine Produkte aus Erbsen, Reis und Sojabohnen her. Das Unternehmen hat ein Verfahren entwickelt und patentiert, das den Burgern das Aussehen von Fleisch gibt. So sorgen etwa pflanzliche weiße Flocken für fettähnliche Flecken.

Kurs ist Kurszielen davongelaufen

Die Analysten sind schon länger skeptisch bezüglich Beyond Meat. Bloomberg-Daten zufolge haben neun Experten eine Meinung zu dem Unternehmen abgegeben. Acht sehen es neutral, einer rät zum Verkauf. Keiner legt den Anlegern den Kauf nahe. Die Kursziele liegen zwischen 51,1 und 125 Dollar. Zum Vergleich: An die Börse gebracht wurde das Unternehmen um 25 Dollar, zuletzt wurde es um 140 Dollar gehandelt.

JP Morgan begründete die Streichung seiner Kaufempfehlung kürzlich damit, dass das enorme Umsatz- und Gewinnpotenzial nach der starken Rallye nun eingepreist sei. Zuvor hatte man noch Potenzial gesehen: Sollte sich Beyond Meat eine Partnerschaft mit McDonald's sichern können, könnte es noch einmal um 30 Prozent nach oben gehen. Momentan gehe man jedoch nicht davon aus. (ag./b. l.)

Auf einen Blick

Beyond Meat entwickelt Fleischersatzprodukte auf pflanzlicher Basis für Burger, Wurst und Tacos. Anfang Mai wurde das Unternehmen an die Börse gebracht und mit 1,5 Milliarden Dollar bewertet. Inzwischen beträgt die Marktkapitalisierung mehr als acht Milliarden Dollar. Dazwischen lagen ein fulminanter Höhenflug und eine scharfe Korrektur. Die Gründe für das Abflauen des Hypes sind, dass das Unternehmen noch lange nicht profitabel ist und dass die Konkurrenz nicht schläft. Die Amazon-Tochter Whole Foods Market, eine Biosupermarktkette, vertreibt demnächst Produkte des britischen Beyond-Meat-Konkurrenten Meatless Farm.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2019)

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