Lenzings Antwort auf Donald Trump

Lenzing-Chef Stefan Doboczky verkündete die größte Investition seit 1995.
Lenzing-Chef Stefan Doboczky verkündete die größte Investition seit 1995.(c) REUTERS (Heinz-Peter Bader)
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Der Faserhersteller aus Oberösterreich investiert eine Milliarde Euro in Thailand. Der Handelskrieg zwischen China und den USA ist nicht der einzige Grund. Aber ein bedeutender.

Wien. Es ist eine schöne Stange Geld, die der österreichische Faserkonzern Lenzing da in die Hand nimmt. Und es fließt weder nach Österreich, noch in die USA – sondern nach Thailand. Eine Milliarde Euro will der Konzern in die Produktion von Lyocellfasern in Thailand stecken. In einem ersten Schritt fließen 400 Millionen Euro in eine Anlage in Prachinburi östlich von Bangkok. Die Anlage werde die „weltweit größte ihrer Art“ sein. Sie wurde bereits genehmigt, der Bau beginnt im Herbst, gegen Ende 2021 soll dann die Produktion aufgenommen werden. Es entstehen vorerst etwa 700 Jobs.

Der Startschuss ist also soeben gefallen – die Geschichte um die Milliardeninvestition beginnt aber schon viel früher. Schon 2017 fällte man im Konzern einen Grundsatzentschluss, eine Fabrik in Thailand zu bauen. Lenzing-Chef Stefan Doboczky schätzt die gute Infrastruktur, günstige „grüne“ Energie und die unmittelbare Nachbarschaft zu den großen Abnehmerländern China und Indonesien. Außerdem sei Thailand nach Singapur der Staat in Asien mit der professionellsten Abwicklung von Auslandsinvestitionen. Auch der offen ausgetragene Handelskonflikt zwischen China und den USA trägt sein Scherflein bei, und kein kleines. Der Handelskrieg ist laut Vorstandschef Doboczky zwar nicht der Hauptgrund für die Investition. Aber die Investition ist eine Antwort darauf. „Wir fühlen uns noch mehr bestärkt in unserer Entscheidung für Thailand“, sagte er am Mittwoch anlässlich der Präsentation des Projekts.

Neues Werk in Brasilien

In den USA nahm sich der Faserkonzern zuletzt etwas zurück. Lenzing produziert in Mobile, Alabama, Lyocellfasern aus Holz. Geplant war, die Produktion mit einem zweiten Werk auszubauen. Aber im September teilte das Unternehmen überraschend mit, den Ausbau vorerst zu stoppen. Begründung, unter anderem: „die steigende Wahrscheinlichkeit höherer Handelszölle“. Die Ereignisse gaben dem Management recht: Seit Juni hebt China Strafzölle von 25 Prozent auf US-Importe ein.

Für Lenzing ist die Thailand-Investition eine richtig große Sache. „Das letzte Mal, dass wir einen so großen Schritt gegangen sind, war im Jahr 1995 in Heiligenkreuz“, sagte Doboczky. Neben Heiligenkreuz produziert Lenzing in Österreich auch in der gleichnamigen oberösterreichischen Gemeinde. In Österreich will sich das Unternehmen künftig mehr auf Spezialfasern konzentrieren, die zum Beispiel in Textilien verarbeitet werden. Standard-Lyocellfasern, die sich auch in Teebeuteln und Vliesprodukten wie Wisch- und Babyfeuchttüchern finden, sollen verstärkt außerhalb Europas produziert werden. Wie eben in Thailand. Außerdem plant Lenzing, wie berichtet, ein neues Zellstoffwerk in Brasilien. Die endgültige Entscheidung über das Werk soll Ende des Jahres fallen.

Aktie reagiert positiv

All das ist Teil der großen Konzernstrategie: Weg von der Viskose, dem einstigen Kerngeschäft des Unternehmens. Die Preise für Viskose fallen seit Jahren, besser verdienen lässt es sich mit Spezialfasern wie Modal und Lyocell. Der Anteil von Spezialfasern am Umsatz liegt schon bei 48 Prozent, bis 2020 soll er auf 50 Prozent steigen.

Lenzing will seine weltweite Produktion weiter ausbauen. Der Standort in Thailand biete Platz für insgesamt vier Lyocellanlagen. Die Anlage soll in Phase eins 100.000 Tonnen Lyocellfasern im Jahr produzieren. Derzeit produziert Lenzing 250.000 Tonnen. „Wir haben vor, aggressiv zu wachsen“, sagte Doboczky. Die Aktie reagierte auf die Ankündigung positiv: Sie lag am späten Mittwochnachmittag um ein Prozent im Plus. (hie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2019)

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