EZB-Gedankenspiele zu Inflationsziel belasten Eurokurs

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Die Europäische Zentralbank prüft laut informierten Kreisen eine möglichen Überarbeitung ihres Inflationsziels.

Der Eurokurs ist am Donnerstag unter Druck geraten. Im Mittagshandel wurde die Gemeinschaftswährung mit 1,1215 US-Dollar gehandelt, nach 1,1244 Dollar im Frühhandel. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwochnachmittag auf 1,1215 Dollar festgesetzt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft laut informierten Kreisen eine möglichen Überarbeitung ihres Inflationsziels. Es werde informell analysiert, ob das aktuelle Inflationsziel noch angemessen sei, erfuhr die Nachrichtenagentur Bloomberg von mit dem Thema befassten Offiziellen. EZB-Präsident Mario Draghi bevorzuge einen so genannten symmetrischen Ansatz, hieß es.

Bei einem symmetrischen Ansatz hätte die Notenbank einen größeren Spielraum und könnte über einen längeren Zeitraum eine Abweichung vom Zielwert von 2 Prozent nach oben oder unten akzeptieren. Nach einer längeren Schwächephase könnten so die Leitzinsen länger niedrig bleiben, um das Wirtschaftswachstum abzusichern. Dies nährte an den Finanzmärkten Spekulationen auf ein lange Zeit mit einer lockeren Geldpolitik und belastete den Euro.

Pfund legt zu

Das britische Pfund legte unterdessen zu allen wichtigen Währungen zu. Aussagen des Brexit-Unterhändlers der EU, Michel Barnier, sorgten für ein wenig Hoffnung, dass ein harter Brexit doch noch vermieden werden könnte. Er sei durchaus offen für einen alternativen Plan für die irische Grenze. Die Grenzfrage ist eine wichtige Hürde bei den Brexit-Verhandlungen. Zudem haben sich die britischen Einzelhandelsumsätze im Juni besser entwickelt als erwartet.

Die Anleihenmärkte wurden von Italien aus beeinflusst. Die Drohung von Italiens Vize-Regierungschef Matteo Salvini mit Neuwahlen lässt Anleger zu den Anleihen des Landes greifen. Die Rendite der zehnjährigen Papiere fiel am Donnerstag im Gegenzug auf 1,508 Prozent - das ist der niedrigste Stand seit Oktober 2016. Salvini von der rechten Lega setzte seinen Koalitionspartner 5-Sterne-Bewegung unter Druck. Es sei noch immer genügend Zeit, das Parlament aufzulösen und nach der Sommerpause neu wählen zu lassen, sagte er der Zeitung "Il Corriere della Sera". Es hänge von den 5 Sternen ab, ob die Regierung Bestand habe.

Die Aussicht auf ein Ende der populistischen Regierung komme bei Anlegern gut an, sagte Daniel Lenz, Zinsstratege bei der DZ Bank. "Eine Mitte-Rechts-Regierung könnte besser für die italienische Haushaltsdynamik sein." Italien muss bis Mitte Oktober der EU-Kommission seinen Haushalt für 2020 vorlegen. Beide populistische Parteien haben ihren Wählern Steuersenkungen und höhere Sozialausgaben versprochen, während die EU-Kommission auf die Einhaltung der Fiskalregeln pocht. Die Staatsverschuldung Italiens ist die zweithöchste in der Eurozone nach Griechenland.

(APA/dpa-AFX/Reuters)

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