Nach Chefwechsel: Türkische Zentralbank beugt sich Erdogans Forderung

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Turkish President Recep Tayyip Erdogan has fired Murat Cetinkaya the governor of the central bank animago images / Depo Photos
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Die Zentralbank unter dem neuen Chef Murat Uysal hat den Leitzins für die türkische Lira um 4,25 Prozentpunkte gesenkt, deutlich mehr als Analysten erwartet hatten.

Die türkische Zentralbank hat das erste Mal seit 2015 die Leitzinsen gesenkt und kommt damit einer Forderung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nach. Der Zinssatz werde von 24 Prozent deutlich auf 19,75 Prozent gesenkt, teilte die Notenbank am Donnerstag mit. Experten hatten lediglich mit einer Senkung um 2,5 Punkte gerechnet.

Es war die erste Sitzung unter dem neuen Zentralbankchef Murat Uysal. Erdogan hatte den vorherigen Chef Murat Cetinkaya Anfang Juli gefeuert. Cetinkaya hatte die Forderungen des Präsidenten nach niedrigen Zinsen nicht umgesetzt. Die Notenbank markiert mit der Kappung des Leitzinses eine Wende: Sie hatte sich im September 2018 sehr zum Leidwesen Erdogans mit einer kräftigen Anhebung gegen den Verfall der Landeswährung Lira gestemmt. Danach hatten die Währungshüter den Schlüsselsatz konstant gehalten, während die Wirtschaft in die Rezession abrutschte.

Erdogan stellt sich gegen Lehre

Investoren sorgen sich nun um die Unabhängigkeit der türkischen Währungshüter. Erdogan hatte dies nach dem Rauswurf Cetinkayas selbst befeuert und gesagt: Von nun an werde die Zentralbank das Wirtschaftsprogramm der Regierung "viel stärker unterstützen".

Der Präsident ist entgegen der gängigen Wirtschaftslehre der Meinung, dass ein hoher Leitzins nicht ein Mittel gegen die Inflation ist, sondern eine Ursache. Der ehemalige Zentralbankchef Cetinkaya hatte den Leitzins trotz des Drucks vom Präsidenten seit September unverändert beibehalten, um gegen die hohe Inflation zu kämpfen.

Im Oktober 2018 war die Teuerungsrate zum ersten Mal seit 15 Jahren auf mehr als 25 Prozent gestiegen. Ursache war damals unter anderem ein Zerwürfnis mit den USA, das auch zu wirtschaftlichen Sanktionen geführt hatte. Inzwischen ist die Inflation aber wieder auf rund 16 Prozent gesunken.

Allerdings drohen neue Sanktionen aus den USA, weil die Türkei gegen den Willen Washingtons das russische Abwehrsystems S-400 gekauft hat. Vergangene Woche hatten die USA deswegen bereits den Ausschluss der Türkei aus dem Programm zum Bau des US-Kampfjets F-35 erklärt.

(APA/dpa/Reuters)

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