Kredite: Unterschiede gehen ins Geld

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Immobiliendarlehen sind derzeit so günstig wie nie. Doch gibt es naturgemäß Unterschiede zwischen den Banken, auch bei den Nebengebühren.

Wien. Schon vor einigen Wochen machte eine Meldung die Runde: Kredite sind so billig wie nie, zeigten Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank. Daran hat sich auch im Juni nichts geändert. Der Nominalzinssatz für Hypothekarkredite lag bei niedrigen 1,67 Prozent (Mai: 1,71 Prozent). Auch inklusive Gebühren sieht die Sache bei den Immobilienkrediten nach wie vor rosig aus: Effektiv machte der Zinssatz im Juni 2,1 Prozent aus.

Aber billig ist nicht gleich billig, und schon gar nicht für jeden, wie ein Vergleich der Arbeiterkammer zeigt. Sie verweist auf starke Unterschiede, je nach Bonität des Kreditnehmers, auch bei den Nebengebühren. „Unter dem Strich ergaben sich enorme Kostenunterschiede“, heißt es in einer Aussendung. Bei ausreichender Bonität kann ein 200.000-Euro-Kredit mit 25 Jahren Laufzeit um fast 21.000 Euro günstiger sein, hat ein Vergleich der Arbeiterkammer (AK) ergeben.

Bei sechs untersuchten Banken betragen die Fixzinsen auf 15 Jahre derzeit zwischen 1,448 Prozent (Erste Bank) und 2,250 Prozent (RLB NÖ-Wien) im Jahr, wobei vier Offerte unter zwei Prozent lagen. Die variablen Zinsen, die sich freilich deutlich ändern können, bewegen sich zwischen 0,875 Prozent (Bawag) und 1,414 Prozent (RLB NÖ-Wien) jährlich, unter einem Prozent lag nur ein Angebot, nämlich das der Bawag.

Kosten im Hintergrund

Hinzu kommt freilich noch eine Vielzahl von Nebenkosten – etwa Bearbeitungs-, Kontoführungs-, Pfandrechtseintragungsgebühr, Schätzkosten, Versicherungsprämien und so weiter. Dies führt dazu, dass von den genannten fast 21.000 Euro an möglicher Ersparnis bei guter Bonität allein die Höhe der einmalig anfallenden Nebenkosten zu Vertragsbeginn zwischen 4650 und 5660 Euro ausmachen kann, erklärte die AK.

So verlangen Bank Austria, Bawag, Easybank und RLB NÖ-Wien eine einmalige Bearbeitungsgebühr von 1,00 Prozent, bei der Erste Bank sind es 1,50 Prozent, bei der Hypo NÖ 2,00 Prozent. Die pro Quartal anfallenden Kosten für die Kontoführung bewegen sich zwischen 11,92 Euro (Erste Bank) und 18,00 Euro (Hypo NÖ), die einmalig fälligen Schätzkosten zwischen 150 Euro (Erste Bank) und 700 Euro (Hypo NÖ); die Bank Austria verlangt 0,625 Prozent vom Kreditbetrag – bei 100.000 Euro wären das 625 Euro.

„Feilschen“ lohne sich – man solle über Zinsen und Nebenkosten mit dem Geldinstitut verhandeln, rät die AK. Es sei „immer etwas drinnen“, vor allem bei Bearbeitungsgebühr, Schätzkosten und Höhe des Zinsaufschlages (Marge), den es bei variabler Verzinsung gebe.

Zudem sollte im Erstgespräch ein standardisiertes „Musteroffert“ verlangt werden, etwa gemäß „Europäischer Standardinformation für Kreditierungen“ oder dem „Europäischen Standardisierten Merkblatt“. Das sei kostenlos und unverbindlich, bilde aber die wichtigsten Eckpunkte der Finanzierung ab. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2019)

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