Anleger suchen „sichere Häfen“: Hedgefonds flüchten ins Gold

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Symbolbild.(c) REUTERS (Edgar Su)
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Aus Angst vor einer bevorstehenden Rezession suchen Anleger Schutz durch Investments in Gold, US-Staatsanleihen und japanische Yen.

Wien/New York. Sogenannte „sichere Häfen“ wie Gold, japanische Yen und US-Staatsanleihen erleben gerade ihre beste Phase seit mindestens 1990. Weltweit suchen Anleger nach Sicherheit für ihr Geld, weil politische Risken und die Geldpolitik sie nervös machen. „Die Investoren waren seit 30 Jahren nicht mehr so besorgt wie heute“, schreibt Stefano Pascale, Analyst bei Bank of America.

Die Warnungen vom Anleihemarkt, der eine bevorstehende Rezession signalisiert, gaben den Anlegern zuletzt den Rest. Dazu kamen schlechte ökonomische Daten aus China und Deutschland, dem wichtigsten Land Europas. Gold ist heuer (in Dollar) bereits um 18 Prozent gestiegen. In Euro waren es 21 Prozent. Der japanische Yen ist wiederum der beste Performer relativ zum Dollar unter den G10-Währungen.

Die Flucht in US-Staatsanleihen drückt die Rendite. Der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan sagte zuletzt, dass er sich sogar negativ verzinste US-Papiere vorstellen kann. Die Flucht in Anleihen hat die Preise zuletzt derart nach oben gedrückt, dass manche Hedgefonds schon nach Alternativen suchen. Und dabei auf Gold stoßen.

Gold immer beliebter

Das gelbe Metall hat bei Privatanlegern zwar einen hohen Stellenwert – ist an der Wall Street aber traditionell unbeliebt. Es zahlt keine Zinsen. Aber das tun viele Anleihen auch nicht mehr. Außerdem stocken auch die Notenbanken immer mehr Gold auf, was auf eine Währungskrise hindeuten könnte.

Mehrere Hedgefonds setzten deshalb jetzt auf Gold, berichtete Bloomberg am Freitag. Die Wette: Das Metall sollte rascher steigen als der Dollar. „Anleihen sind wirklich teuer, und da halte ich mich heraus“, sagte Damien Loh, Chefinvestor von Ensemble Capital, der früher als Trader bei JP Morgan tätig war. „Es gibt bessere Strategien – und die inkludieren Gold.“ Man dürfe nicht vergessen, dass Anleihen heute kaum noch Rendite bringen, so Loh. Insgesamt 16 Billionen Dollar stecken inzwischen in Anleihen, die eine negative Rendite haben. Anleger kaufen diese Papiere aus Mangel an Alternativen.

Auch Geldmarktfonds

Gold ist als Trend kürzlich hinzugekommen, auch als Kombination. Ein Hedgefonds setzt auf beides: Gold und Anleihen. Man brauche beides, sagte Nader Naeimi von AMP Capital Investors. „Anleihen sind zwar schon teuer, aber noch gibt es keinen Auslöser für eine Trendwende.“

Ein weiteres Ziel für Investoren, die Angst vor einem Börsencrash haben, sind Geldmarktfonds (Money-Market-Fonds). Diese Strategie ist mit einem „Parken in Cash“ zu vergleichen. Allein in der vergangenen Woche sind 18 Mrd. Dollar in solche Fonds geflossen – das investierte Volumen ist auf mehr als 3,3 Billionen Dollar gestiegen, was fast einem Zehnjahreshoch entspricht. Die Notenbanken sehen aber eine Überreaktion auf dem Markt. Tatsächlich seien die ökonomischen Bedingungen in vielen Ländern noch „ziemlich gut“, sagte James Bullard von der Federal Reserve of St. Louis. In den USA sei die Arbeitslosenrate so niedrig wie seit 50 Jahren nicht.

Die Angst vor einer Rezession könnte übertrieben sein, so Bullard. Auch der australische Vize-Notenbankchef, Guy Debelle, sieht keinen Grund zur Panik: „Die US-Wirtschaft wächst weiterhin über dem Trend.“ (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2019)

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