Vapiano-Chef nimmt Hut

2017 ging Vapiano an die Börse. Nun ist die Aktie um 80 Prozent billiger.
2017 ging Vapiano an die Börse. Nun ist die Aktie um 80 Prozent billiger.(c) REUTERS (Heinz-Peter Bader)
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Die Aktie des angeschlagenen Unternehmens stürzte tief ab. Eine zu rasche Expansion hatte Vapiano in Schwierigkeiten gebracht.

Köln. Der Chef der angeschlagenen Restaurantkette Vapiano, Cornelius Everke, hat am Sonntag überraschend seinen Rücktritt für Ende August angekündigt. In einer Mitteilung des Unternehmens wurden persönliche Gründe genannt. Der Vertrag werde „einvernehmlich“ zum 31. August beendet, hieß es weiter. Everke war seit Mai 2018 Vorstandsmitglied und ab Dezember 2018 Vorstandsvorsitzender von Vapiano.

Einen Nachfolger für Everke hat Vapiano noch nicht gefunden. Die Aufsichtsratsvorsitzende Vanessa Hall soll das Unternehmen vorübergehend bis mindestens April 2020 führen.

Die Aktie lag am Montagnachmittag acht Prozent im Minus. Zuletzt kostete sie nicht einmal mehr vier Euro. Vor zwei Jahren war sie um 23 Euro an die Börse gebracht worden. Die schnell gewachsene Restaurantkette steckt seit Längerem in der Krise. Mit den Erlösen aus dem Börsengang setzte Vapiano auf Expansion, im vergangenen Jahr kamen mehr als 30 neue Restaurants hinzu. In 33 Staaten ist Vapiano inzwischen präsent mit rund 230 Restaurants, die meisten davon in Deutschland und rund 17 in Österreich. Noch-Vorstandschef Everke räumte im Juni Fehler bei der Wachstumsstrategie ein. „In der Vergangenheit haben wir uns bei der Auslandsexpansion etwas verhoben“, sagte er.

Doch die Probleme sind nicht nur im Ausland zu suchen. Lange Warteschlangen sorgten auch in Deutschland bei Kunden immer wieder für Ärger. Dieses Problem will das Unternehmen nach früheren Angaben angehen, indem Arbeitsabläufe geändert werden und die Menükarte vereinfacht wird.

101 Millionen Euro Verlust

Bei einem Umsatz von 372 Mio. Euro musste das Unternehmen im Vorjahr einen Verlust von 101 Mio. Euro hinnehmen. Dies lag vor allem an hohen Abschreibungen und höheren Betriebskosten im Zuge der Ausdehnung. Der Schuldenberg wuchs deutlich an. Auf gleicher Fläche – also ohne Berücksichtigung der neuen Restaurants – sank der Umsatz um ein Prozent.

Drei Mal hatte Vapiano im Frühjahr die Vorlage des Jahresabschlusses verschoben und dies mit Verhandlungen wegen eines dringend benötigten Kredits über 30 Mio. Euro begründet. Ende Mai kam eine verbindliche Kreditzusage von den finanzierenden Banken und den Großaktionären. Vier Wochen später gab es dann den Jahresabschluss. (ag./b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2019)

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