Alibaba verschiebt Börsengang

Der Onlinehändler will China nicht verärgern.
Der Onlinehändler will China nicht verärgern. REUTERS
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Der Onlinehändler will China nicht verärgern. Alibaba notiert bereits in New York.

Hongkong. Der chinesische Amazon-Rivale Alibaba verschiebt Insidern zufolge wegen der Proteste in Hongkong seinen dort geplanten milliardenschweren Börsengang. Der Alibaba-Verwaltungsrat habe dies vor dem Hintergrund instabiler Verhältnisse in der Politik und auf den Finanzmärkten nach den zuletzt immer gewalttätigeren Protesten in der chinesischen Sonderverwaltungszone entschieden, sagte ein Insider zu Reuters.

„Es wäre sehr unklug, das Vorhaben jetzt oder in nächster Zeit durchzuziehen“, sagte der Insider. „Es würde Peking sicher verärgern, Hongkong angesichts der Vorgänge in der Stadt ein solch großzügiges Geschenk anzubieten.“ Formell gebe es keinen neuen Zeitplan für das eigentlich für Ende August geplante Listing an der Börse Hongkong, sagte ein anderer Insider. Der Schritt könne aber Anfang Oktober erfolgen. Der Handelsplatz gehört zu den wichtigsten weltweit. Alibaba wollte sich auf Anfrage nicht zu den Informationen äußern.

Der Internetgigant mit einem Börsenwert von rund 460 Milliarden Dollar ist bereits seit 2014 in New York gelistet. Bei dem Zweitlisting in Hongkong will der Konzern bis zu 15 Milliarden Dollar für Investitionen einsammeln. Das Geld will der Konzern in neue Technologien und den Ausbau seines Geschäfts mit herkömmlichen Supermärkten investieren.

Der erste Börsengang von Alibaba in den USA im Jahr 2014 hatte ein Volumen von 25 Mrd. Dollar und war mit Abstand der größte. Facebook kam zwei Jahre früher auf 16 Mrd. Dollar.

Anleger in China risikofreudig

Mit der stärkeren Marktpräsenz auf dem Heimatmarkt bekäme Alibaba nach Ansicht von Experten mehr Aufmerksamkeit bei Investoren und Banken. „Die meisten Anleger von Alibaba kommen aus China, und für sie wird es einfacher zu handeln, allein schon durch die selbe Zeitzone“, sagte Analyst Hao Hong vom Brokerhaus Bocom International im Mai, als die Börsenpläne bekannt wurden. Tendenziell seien Investoren in China risikofreudiger. So würden die in Hongkong notierten Aktien des Rivalen Tencent im Vergleich zu den erwarteten Firmengewinnen mit einem höheren Kurs gehandelt als die Aktien von Alibaba an der Wall Street. In New York hat die Alibaba-Aktie seit dem Börsengang um 90 Prozent zugelegt. Analysten sind begeistert: Bloomberg-Daten zufolge raten 56 Prozent zum Kauf und einer zum „Halten“. Verkaufsempfehlung gibt es keine. (Reuters/b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2019)

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