Warum Green Bonds jetzt boomen

Klimaschutz und grüne Technologien sind bei Investoren aktuell beliebte Themen.
Klimaschutz und grüne Technologien sind bei Investoren aktuell beliebte Themen. (c) imago images / Jürgen Ritter (Jürgen Ritter)
  • Drucken

Immer mehr Staaten und Firmen begeben inzwischen Green Bonds, um nachhaltige Projekte zu finanzieren. Anleger müssen bei dem jungen Anleihesegment einiges beachten.

Wien. Seit ihrer Reise nach New York ist es um die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg ruhig geworden. Doch der Einsatz für eine nachhaltigere Welt hält an und hat längst die Finanzmärkte erreicht. Das Angebot an nachhaltigen Geldanlagen ist aber ebenso breit gefasst wie deren Definition. Vor allem bei den Ausschlusskriterien ist der Spielraum großzügig angesetzt, und darüber sind nicht alle umweltbewussten Anleger glücklich.

Umso mehr rückt das junge Anleihesegment der Green Bonds in den Fokus, wobei vor allem eine Eigenschaft besonders lockt: Emittenten, die grüne Anleihen begeben, müssen den Erlös für nachhaltige Projekte verwenden und diese bei der Emission klar kommunizieren.

Noch ist die Wahl relativ überschaubar. Denn das Gesamtvolumen der Green Bonds macht erst einen sehr kleinen Prozentsatz des weltweiten Anleihemarkts aus. Umso beachtlicher ist aber das Wachstum. 2007 wurden Green Bonds in Höhe von 1,48 Milliarden Dollar begeben. Im Vorjahr waren es 167 Milliarden Dollar – Tendenz steigend. Denn immer mehr Firmen und Staaten wollen sich damit am Kampf gegen den Klimawandel beteiligen. Jüngst verkündete etwa der deutsche Staat sein Interesse, 2020 erstmals grüne Bundesanleihen zu begeben.

In Österreich gibt es derzeit keine derartigen Pläne. Dennoch analysiert die Oesterreichische Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) im Rahmen der Erarbeitung der österreichischen Green Finance Agenda diese Option, wie es heißt. Zur Erklärung: Die Agenda wurde im Frühjahr gestartet und eine spezielle Fokusgruppe – zu der auch die OeBFA gehört – gegründet. Diese widmet sich bis Jahresende der Frage, wie der heimische Finanzmarkt einen Beitrag zur Erreichung der EU-Klima- und Energieziele leisten kann. Und dazu könnten vielleicht auch grüne Bundesanleihen zählen.

Schon jetzt mischen zahlreiche heimische Emittenten mit. Allein 2018 emittierte die RBI einen Green Bond in Höhe von 500 Millionen Euro. Auch an der Wiener Börse hat man auf den Trend mit dem Start einer Plattform für grüne – und soziale – Anleihen im Vorjahr reagiert. Die Deutsche Börse gründete 2018 sogar ein eigenes Green-Bond-Börsensegment.

Frankreich ganz vorn

Doch trotz des wachsenden Angebots vor allem in Europa geht Bram Bos, Fondsmanager des NN (L) Green Bond, selektiv vor. An der diesjährigen Emission des Amsterdamer Flughafens Schipol nahm er zum Beispiel nicht teil. Zwar wird der Erlös unter anderem für den Ausbau von Elektrobussen und -zügen auf dem Flughafen verwendet. Doch das grundlegende Geschäft mit dem Fliegen bleibe dennoch wenig umweltfreundlich, konstatiert Bos. Zu seinen größten Fondspositionen zählen eine grüne Emission des französischen Staats, aber auch der finnischen Bank Nordea und des italienischen Energiekonzerns Enel.

Bei Amundi investiert Alban De Faÿ zumindest 66 Prozent des Fondsvolumens in Green Bonds aus dem Bereich der Energiewende, während Klimaschutz und grüne Technologien weitere Themen sind. Auch hier nimmt Frankreichs Green Bond die größte Position ein, die europäischen Versorger Iberdrola und EdF sind ebenfalls Teil des Fondsvermögens.

Kursschwankungen beachten

Staatliche Emittenten sucht man im DWS-Fonds vergebens. Dafür zählen Green Bonds des dänischen Windparkbetreibers Orsted, des niederländischen Strombetreibers Tennet Holding sowie des deutschen Finanzinstituts LBBW zu den größten Positionen.

DWS-Fondsmanager Christoph Breuer sichert zudem Fremdwährungen ab, wie es bei Amundi ebenso gemacht wird. Doch weil auch der NN-Fonds großteils in der Eurozone investiert, halten sich die Währungsrisiken in Grenzen. Zudem müssen Kursschwankungen bei allen drei Portfolios in Kauf genommen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.