Aktien: Asien giert nach Luxus

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Luxushersteller kannten keine Krise, bis die Krise kam. Nun treibt vor allem die Nachfrage aus den Schwellenländern die Umsätze und die Aktienkurse an.

Wien/Nst. Luxus zieht immer. Dass es eines Tages anders kommen könnte, daran hatte niemand auch nur zu denken gewagt. Am wenigsten die Luxusgüterhersteller selbst. Doch dann kam die Krise: Seinen Reichtum zur Schau zu stellen war auf einmal nicht mehr chic – schon gar nicht, da vielerorts abertausende Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren hatten. „Die Käufer von Luxusartikeln geben weniger aus, reisen weniger und haben weniger Vertrauen“ – so fasste es das Beratungsunternehmen Bain&Company rund ein halbes Jahr nach dem Fall der Investmentbank Lehman Brothers zusammen.

Erstmals in der Geschichte der Branche waren Luxusgüter in einem Jahr weniger stark nachgefragt als im Jahr zuvor. Der Markt brach 2009 um rund acht Prozent auf 153 Mrd. Euro ein. Mittlerweile haben die Hersteller die Krise wieder hinter sich gelassen, ihren Rekordabsatz von 2007 (170 Mrd. Euro) konnten sie bislang jedoch nicht wieder erreichen. Im Vorjahr erreichte der globale Luxusmarkt einen Wert von 168 Mrd. Euro (plus zehn Prozent).

Hohe Nachfrage aus Asien

Dennoch: Die Aktien der Luxusgüterhersteller haben sich seit dem Jahr 2008 wieder erholt. Die Papiere des weltgrößten Luxusgüterherstellers Moët Hennessy Louis Vuitton (LVMH) sind beispielsweise wesentlich teurer als vor der Krise. Aktien von Swatch kosteten Anfang 2007 noch 272 Franken, derzeit sind es 411 Franken. Die Papiere von Richemont sind eineinhalbmal so viel wert wie 2007. Das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Anleger, die zwischenzeitlich die Nerven verloren, Kursverluste in Kauf nehmen mussten.

Viele Experten sind daher der Ansicht, dass Luxusgüter ein Bereich sind, der für langfristige Investments wesentlich geeigneter ist als für kurzfristige. Zuletzt profitierten die Unternehmen vor allem von der starken Nachfrage aus dem Reich der Mitte. Das asiatische Brokerhaus CLSA schätzt, dass bis 2020 rund 44 Prozent der Luxusgüter von Chinesen gekauft werden. Derzeit liegt der Anteil bei 15 Prozent.

Schon jetzt sind die meisten Käufer von Louis-Vuitton-Handtaschen Chinesen, bei Swatch (Marken Glashütte, Rado, Omega) sind es 28 Prozent, bei Richemont (Cartier, Piaget, Montblanc) ist es gut ein Fünftel. Dirk Stöwer von Kohlhase & Stöwer Asset Management sagt dazu: „Der chinesische Luxusmarkt wird sich eines Tages zum größten der Welt entwickeln. Die Investoren haben daher eine klare Sicht für die Zukunft.

Und auch René Weber von der Schweizer Privatbank Vontobel ist der Ansicht: „Für Luxus spricht ein hoher Anteil an Emerging Markets.“ Die Nachfrage nach Luxus aus den Schwellenländern scheint schier unerschöpflich – denn zum einen nimmt die Zahl der Millionärshaushalte stetig zu. Zum anderen gewinnt auch die Mittelschicht an Bedeutung.

• Doch wie klug ist es, China als Allheilmittel zu betrachten? „Ich glaube nicht, dass die Erwartungen an China zu hoch sind. Aber man sollte sich auch bewusst sein, dass Aktien nicht immer nur steigen“, sagt Stöwer.

Vor allem politische Entscheidungen oder Unruhen können die Papiere der Hersteller schnell unter Druck bringen.

Ein Beispiel aus einer anderen Branche verdeutlichte das gegen Ende des Vorjahres: Als die Pekinger Stadtverwaltung im Dezember des Vorjahres bekannt gab, nur noch eine bestimmte Anzahl an Autokennzeichen vergeben zu wollen, verloren die Aktien der deutschen Autohersteller sofort an Wert. Warum? Weil die Zuwächse der deutschen Hersteller in Asien am höchsten sind. •„Die Aktien von Luxusgüterherstellern reagieren stärker auf konjunkturelle Schwankungen als etwa Aktien aus dem Bereich der Nahrungsmittelindustrie“, sagt René Weber von der Schweizer Privatbank Vontobel. Das habe die Krise klar gezeigt.

Weber gibt ein Beispiel: Derzeit würden Uhren im High-End-Bereich, also sehr teure Produkte, wesentlich besser verkauft, als dies noch in Krisenzeiten der Fall war. Da hätten die Kunden eher zu günstigeren Uhren gegriffen.

Ein Unternehmen, das in erster Linie Lederwaren herstelle, sei von Schwankungen beispielsweise wieder weniger stark betroffen als Hersteller von Uhren oder Schmuck. Weber begründet dies unter anderem damit, dass der Einstiegspreis von Taschen niedriger als der einer exklusiven Uhr sei.


• Laut Stöwer lohne es sich zudem, darauf zu schauen, welcher Konzern in den vergangenen Jahren in der Lage war, global zu expandieren. „Einige tun sich hier schwer, andere beherrschen das besser.“

Generell sind Luxusfirmen derzeit höher bewertet, als Unternehmen aus anderen Branchen.

Weber sagt dazu: „Je tiefer die Firmen bewertet sind, desto besser ist es.“ Zumindest diese Einschätzung ist unangreifbar.

Was Sie beachten sollten bei... Luxusgütern

Die Aktien von Luxusherstellern reagieren stärker auf konjunkturelle Schwankungen als Aktien aus anderen Bereichen. Das hat die Krise verdeutlicht. Viele Firmen generieren ihren Umsatz zu einem großen Teil in Asien, weil sich dort das Wachstum abspielt.
Tipp 1
Investieren. Viele Experten raten dazu, nicht unbedingt auf Einzeltitel zu setzen. Wenn man das aber tut, schadet es jedenfalls nicht, auch den Geschäftsbericht einer Firma einmal gründlich unter die Lupe zu nehmen. Es gibt Fonds, die sich speziell mit dem Thema Luxusgüter auseinandersetzen. Zudem gibt es Fonds, die Luxusgüteraktien im Portfolio haben – und diese je nach Bedarf umschichten.
Tipp 2
Schwellenländer.
Die Nachfrage aus Asien und den BRIC-Staaten (Brasilien, Indien, China, Russland) treibt die Umsätze der Luxushersteller derzeit enorm. Das ist auch ein Grund für die durchaus optimistische Sicht einiger Experten. Auf der anderen Seite können politische Entscheidungen in diesen Staaten auch ziemlich schnell dazu führen, dass die Aktien unter Druck geraten.
Tipp 3
Schwankungen.
Die Aktien von Luxusgüterherstellern reagieren stärker auf konjunkturelle Schwankungen als Aktien aus anderen Branchen. Nicht zuletzt die Krise hat das deutlich gezeigt, als es plötzlich nicht mehr chic war, seinen Reichtum zur Schau zu stellen. Je nach Portfolio reagieren manche Konzerne schwächer, andere stärker auf diese Schwankungen. Das sollten sich Anleger bewusst machen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2011)

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