Ghizzoni : „Italien ist nicht Griechenland“

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UniCredit-Chef Ghizzoni geht davon aus, dass es in Italien zu keinem Schuldenschnitt kommen wird. Gerüchte über eine Namensänderung der Bank Austria werden dementiert.

Wien/Höll. Die Bank-Austria-Mutter UniCredit hat das Schlimmste überstanden: Als sich das Institut im Jänner im Rahmen einer Kapitalerhöhung 7,5 Milliarden Euro von der Börse holte, stürzte der Aktienkurs innerhalb weniger Tage um 50 Prozent ab. Die italienische Großbank war daher gezwungen, die neuen Aktien zu einem sehr günstigen Preis zu verkaufen. Damals gab es Gerüchte, dass die Italiener entweder die Bank Austria oder die deutsche Hypo-Vereinsbank verkaufen, um zu Geld zu kommen. Dies wird nun von UniCredit-Chef Federico Ghizzoni entschieden dementiert.

Solche Spekulationen seien unbegründet, sagte er am Donnerstagabend in Wien vor Journalisten. Auch Berichte, dass der Name der Bank Austria geändert werden soll, seien falsch. Österreich bleibe für UniCredit ein wichtiger Markt.

UniCredit holt sich EZB-Milliarden

Die Bank Austria werde auch künftig für das Geschäft in Zentral- und Osteuropa zuständig sein, versicherte Ghizzoni.

Mit der Kapitalerhöhung habe UniCredit alle Anforderungen der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) erfüllt. Die Bank Austria sei gut in das laufende Jahr gestartet. Wachsen wolle man künftig vor allem in vier Ländern (Russland, Türkei, Polen und Tschechien). Ghizzoni schloss dort Zukäufe nicht aus.

Das Schicksal von UniCredit hängt unter anderem vom italienischen Staat ab. Die Bank hält italienische Staatsanleihen in Milliardenhöhe. „Italien ist aber nicht Griechenland“, so Ghizzoni. Er glaubt nicht, dass es in Italien zu einem Schuldenerlass kommen wird. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) habe mitgeholfen, dass sich die Situation in Italien entspannt. Als die Zinsen für römische Staatsanleihen über die kritische Marke von sieben Prozent kletterten, schritt die EZB ein. Sie kaufte im großen Stil Anleihen der hoch verschuldeten Eurostaaten auf. Zusätzlich wurden die Märkte mit billigem Geld geflutet.

Beim ersten Dreijahrestender im Dezember holten sich die Finanzinstitute 489 Milliarden Euro. – zu einem Zinssatz von einem Prozent. Ende Februar verteilte die EZB noch einmal 530 Milliarden Euro. Ghizzonis Angaben zufolge hat UniCredit im Dezember zwischen zehn und 15 Milliarden Euro von der EZB bekommen. Im Februar sollen es etwas weniger gewesen sein. Allerdings räumt Ghizzoni ein, dass die Regierungen damit nur Zeit gewonnen haben.

Jetzt sei es wichtig, dass die Staatsschulden reduziert werden. Spätestens in drei Jahren müssen die Banken die EZB-Kredite wieder zurückzahlen. Laut Ghizzoni habe UniCredit mit dem EZB-Geld keine weiteren italienischen Staatsanleihen gekauft, sondern der Bestand wurde verkleinert.

Kritik an der ÖVAG-Rettung

Kritik üben Ghizzoni und Bank-Austria-Chef Willibald Cernko an der Rettung des Volksbanken-Instituts ÖVAG. Die Aktion sei „suboptimal gelaufen“, so Cernko. Der Staat hätte schon vor einem oder zwei Jahren, als bei der ÖVAG die Probleme bekannt wurden, „in die Bank gehen sollen“. Cernko hält es für „unfair“, dass nun alle Institute über die erhöhte Bankensteuer für die ÖVAG-Sanierung mitzahlen müssen.

An einer Übernahme der drei Staatsbanken (ÖVAG, Kommunalkredit, Hypo Alpe Adria) ist die Bank Austria nicht interessiert. Österreich habe ohnehin zu viele Banken und zu viele Filialen, so Cernko: „Es liegt nun in der Hand der Regierung, bei der Konsolidierung eine aktive Rolle zu spielen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2012)

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