Bulle oder Bär? Analysten sind sich uneins

(c) AP (Michael Probst)
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Der US-Aktienmarkt könnte heuer auf ein neues Hoch klettern, glauben die Optimisten. Pessimisten behaupten, die Rallye in den ersten Monaten sei schon das Maximum an Zugewinnen für heuer gewesen.

London/Bloomberg. Wie es in diesem Jahr an den Aktienmärkten weitergehen wird, darüber scheiden sich die Geister. Während ein Teil der Analysten von neuen Hochs überzeugt ist, rechnen andere mit einer Talfahrt auf dem US-Aktienmarkt.

Zieht man individuelle Kursziele für Aktien auf Basis von 10.000 Analystenprognosen heran, dann könnte der Standard-&-Poor's-500-Index, der die größten Konzerne der USA abbildet, heuer die Marke von 1569,74 Zählern erreichen – ein neues Allzeithoch. Derzeit steht der Index bei rund 1400 Punkten.

Die Gegenseite argumentiert, dass der Leitindex in diesem Jahr bereits zwölf Prozent an Wert gewonnen hat. Ein Zuwachs, der heuer wohl das Maximum an Zugewinnen darstellen dürfte. Seit März 2009 ist der Index bis Ende des Vormonats um 107 Prozent gestiegen.

Besonders Aktien von Banken, Versicherern und anderen Finanzdienstleistern haben sich in diesem Jahr gut entwickelt. Sie weisen mit 20 Prozent die höchsten Zuwächse unter den zehn Einzelbranchen auf.

„Die finanzielle Stärke der amerikanischen Konzernwelt ist stabiler, als viele glauben“, sagt Jeffrey Schwarte von Principal Global Investors. Bislang haben bereits mehr als 75 Prozent der Unternehmen, die ihre Zahlen für das erste Quartal gelegt haben, die Erwartungen der Analysten übertroffen. „Es ist ganz offensichtlich, dass Analysten die Stärke bei den Gewinnen im ersten Quartal unterschätzt haben“, sagt Jonathan Golub, Chefstratege für den US-Markt bei der UBS.

Auch für das zweite Quartal herrscht Optimismus. Den Unternehmen wird ein durchschnittliches Gewinnwachstum von im Schnitt 1,6 Prozent unterstellt. Für das erste Quartal waren Analysten zunächst von einem Gewinnwachstums von 0,6 Prozent ausgegangen, zuletzt wurde die Prognose allerdings auf 5,3 Prozent nach oben revidiert.

Optimisten sind der Ansicht, dass die Konzerne des S&P 500 bis 2014 jährlich Rekordgewinne vorlegen werden. Gestützt werden diese freilich auch durch konjunkturstützende Maßnahmen der Notenbank Fed. Pessimisten glauben eher, dass die europäische Schuldenkrise nicht eingedämmt werden kann – und dass das Wirtschaftswachstum nicht ausreichen wird, um eine Rallye auf den Märkten zu rechtfertigen.

Potenzial bei kleinen Firmen

Für Europa geht Allianz Global Investor davon aus, dass sich die Aktienkurse kleiner und mittlerer Firmen besser entwickeln als die Titel großer Konzerne. In der zweiten Jahreshälfte 2011 hätten kleinere Unternehmen zwar schlechter abgeschnitten, seit dem Ende des Vorjahres werde jedoch eine bessere Performance beobachtet, so Peter Kraus von der Allianz. „Wir gehen davon aus, dass dieser Trend anhalten wird, solange die weltweiten Konjunkturdaten auf ihrem derzeitigen Erholungspfad bleiben.“ Die Bewertungen kleiner Firmen seien in Relation zu ihrem Gewinnpotenzial niedrig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2012)

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