Skandia zieht sich aus Massengeschäft zurück

(c) Erwin Wodicka
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Einer der führenden Anbieter von fondsgebundenen Lebensversicherungen konzentriert sich fortan auf vermögende Privatkunden. Für die rund 110.000 heimischen Bestandskunden soll aber alles beim Alten bleiben.

Wien/Weber. Die Skandia Versicherung, nach eigenen Angaben Pionier bei fondsgebundenen Lebensversicherungen, will sich in mehreren Ländern aus dem Massengeschäft zurückziehen. Stattdessen will sich das Unternehmen auf vermögende Privatkunden spezialisieren. Diese gleiche Strategie wird neben Österreich auch in Deutschland, Frankreich und Italien verfolgt. „Wir wollen nicht mehr Kleinsparer ansprechen, sondern Personen, denen größere Einmalbeträge zur Verfügung stehen“, sagte eine Sprecherin zur „Financial Times Deutschland“. In Wien war das Unternehmen für keine Stellungnahme zu erreichen.

In Österreich ist die Skandia seit 1994 am Markt und vor allem für ihre fondsgebundenen Lebensversicherungen bekannt. Im Gegensatz zur klassischen Lebensversicherung trägt der Kunde dabei ein deutlich höheres Risiko. Das bekamen viele Anleger in den vergangenen Jahren auch zu spüren.

Verkauf läuft schleppend

Entsprechend schwer tun sich die Versicherer in turbulenten Börsenzeiten mit dem Verkauf der Produkte: 2011 brachen die Prämieneinnahmen in der fondsgebundenen Lebensversicherung um über 18 Prozent ein. Im gesamten Bereich Lebensversicherung verzeichnete die Branche ein Minus von 7,5 Prozent, wie aus Daten des Versicherungsverbandes (VVO) hervorgeht.

Für die rund 110.000 Inhaber von Skandia-Altverträgen soll sich aber nichts ändern. „Service und Verwaltung für die Bestandskunden wird in gewohnter Qualität gewährleistet“, heißt es in einer Aussendung.

Im Blick hat Skandia nun „gehobene Privatkunden“. Dazu wurden seit Jahresbeginn zwei neue Produkte eingeführt. Beim ersten wird das Geld steuerschonend in Investmentfonds veranlagt, wobei sich der Anleger die Fonds selbst aussuchen kann. Bei der zweiten Variante wird die Auswahl einem Vermögensverwalter überlassen. Im Kern sind auch diese beiden Produkte eine fondsgebundene Lebensversicherung. Der Vorteil für den Anleger: Es wird keine Kapitalertragsteuer fällig. Diese beträgt 25 Prozent und wird seit dem ersten April eingehoben.

Neuer Standort in Wien

Mit den Produkten sei es bereits gelungen, die laufenden Prämien auf durchschnittlich rund 400 Euro im Monat zu vervierfachen. Im neuen Schwerpunktbereich Einmalerläge seien die stärksten zwei Monate der Firmengeschichte verzeichnet worden.

Um die neue Zielgruppe zu betreuen, ist eine zusätzliche Niederlassung in Wien geplant. In Deutschland zeichnet sich derweil ein Stellenabbau ab. In Österreich werde es im zweiten Halbjahr ebenfalls zu „Umstrukturierungen kommen“, heißt es.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2012)

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