Gold als „perfekte Depotversicherung“

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Privatanleger halten 2,8 Prozent ihres Vermögens in Gold, Experten raten zu fünf bis zehn Prozent. Erste-Analyst Ronald Stöferle rechnet mit Anstieg von einem Drittel in einem Jahr.

Wien. Nachdem der Goldpreis im April ein nominelles Rekordhoch bei 1580 Dollar hingelegt hatte, begab er sich kurz darauf in einen Sommerschlaf. Gegenwärtig kostet die Feinunze (31,1 Gramm) 1494,45 Dollar oder 1021 Euro.

Damit sei noch lange nicht Schluss, meinte Erste-Analyst Ronald Stöferle am Montag bei der Präsentation seines jüngsten „Goldreports“. Er rechnet nächstes Jahr mit einem Goldpreis von 2000 und in weiterer Folge von 2300 Dollar pro Unze. In fast allen Währungen lege der Goldpreis seit zehn Jahren zu (nur der Schweizer Franken erwies sich zuletzt als noch krisenfester), eine starke Beschleunigung, wie sie am Ende von Bullenmärkten stattfinde, gebe es dabei noch nicht.

Das bedeute, dass es noch eine Weile bergauf gehen sollte. Grund ist die hohe Staatsverschuldung vor allem der USA: Um ihre Zinslast gering zu halten, würde die größte Volkswirtschaft der Welt weiter versuchen, die Zinsen zu drücken. Das treibe die Anleger mangels Alternativen ins Gold. In Hochzinsphasen sei Gold unattraktiv, da es keine Zinsen abwerfe.

Auch seien die meisten Investoren noch unterinvestiert: Institutionelle (Versicherungen, Pensionskassen) seien derzeit nur zu 0,15 Prozent in Gold investiert. Eine Studie aus Deutschland zeige, dass private Investoren 2,8 Prozent ihres Vermögens in Gold halten (inklusive Schmuck und Zahngold). Empfehlenswert wären fünf bis zehn Prozent, da sich Gold hervorragend als Depotversicherung eigne: Anders als andere Rohstoffe entwickle sich der Goldpreis unabhängig von der Konjunktur, auch zu Aktien und Anleihen gebe es keinen bzw. einen negativen Zusammenhang, sagt Stöferle. Er rät, nicht nur zu physischem Gold zu greifen– es sei denn, man glaubt an einen totalen Zusammenbruch. Derzeit seien auch Minenaktien günstig, die sich zuletzt eher schwach entwickelt haben.

Eine Ansicht, die auch Ulrich Baumann, bei Volksbank Investments für Edelmetalle zuständig, teilt. Der Goldpreis habe in den vergangenen Monaten stärker angezogen als die Kurse vieler Goldminenaktien. Zum Teil sei das auf höhere Förderkosten, gestiegene Risikoerwartungen in bestimmten Regionen und eine allgemeine Umschichtung weg von Aktien (unabhängig von der Branche) zurückzuführen. Der hohe Abstand zwischen dem Goldpreis- und dem Aktienkursanstieg sei aber damit allein nicht zu rechtfertigen.

Baumann rät Anlegern im Zweifelsfall eher zu Minenaktien statt zu physischem Gold. Wer auf große Unternehmen mit stabiler Entwicklung setzen will, kann etwa zur australischen Newcrest Mining (ISIN: AU000000NCM7) greifen. Potenzial hätten auch kleine und mittlere Firmen, etwa Santa Barbara (AU000000SBM8), da diese von Übernahmen profitieren könnten: Da Minenaktien derzeit günstig sind, könnten größere Unternehmen die Gelegenheit nützen, um kleinere zu schlucken. Das treibt häufig die Kurse. Doch ist bei kleineren Minenbetreibern auch das Risiko (etwa durch Ausfälle) höher. Man sollte daher eher mehrere Einzelaktien von kleinen Firmen kaufen, um das Risiko zu streuen.

Wer die Auswahl einem Fondsmanager gegen Gebühr überlassen will, kann auch zu Goldfonds greifen: Nicht alle Fonds investieren ausschließlich in Goldminenaktien, sondern häufig auch in andere Rohstoffe und Derivate (etwa Termingeschäfte). Eine gute Dreijahresperformance weisen etwa der Gold Equity Fund von Swiss& Global (LU0223332320) oder der Stabilitas Gold+Metals von IPConcept Fund Management (LU0290140358) auf. In den vergangenen Monaten haben diese Fonds aber verloren, was zeigt, dass Minenaktien nicht zwingend den Goldpreis abbilden.

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Risiken bei Zertifikaten

Schließlich kann man auch „Exchange Traded Commodities“ kaufen– das sind Wertpapiere, die den Goldpreis abbilden und häufig (aber nicht immer) mit Gold unterlegt sind. Vor dem Kauf sollte man sich genau über die Rückgabebedingungen erkundigen.

Gleiches gilt für Zertifikate: Das sind Schuldverschreibungen von Banken, die ebenfalls den Goldpreis abbilden. Im Fall von Turbozertifikaten erhält man je nach „Hebel“ das Vielfache des Gewinns (aber auch eines etwaigen Verlusts). Fällt der Kurs unter eine bestimmte Schwelle, erleidet man aber einen Totalverlust: Wer zu Turbozertifikaten greift, sollte sich daher ganz sicher über die künftige Marktentwicklung sein. Auch hat man bei Zertifikaten ein Emittentenrisiko: Wenn die Bank, bei der man das Zertifikat gekauft hat, insolvent wird, verliert man unter Umständen alles.

Was Sie beachten sollten bei... Gold

Tipp 1

Streuen. Gold entwickelt sich in Niedrigzinsphasen bzw. in schwachen Börsenphasen besonders gut. Langfristinvestoren sollten daher nicht allein auf Gold setzen, sondern dieses als „Versicherung“ in ihr Depot mischen. Experten raten zu fünf bis zehn Prozent. Gegen eine höhere Quote spricht, dass Gold keine Zinsen abwirft und in Hochzinsphasen unattraktiv ist. Derzeit sprechen die hohen Staatsschulden für Gold.

Tipp 2

Spesen. Bei physischem Gold (etwa Barren) zahlt man Gebühren durch die Spanne zwischen An- und Verkaufspreis. Je kleiner die Barren, desto größer die Spanne in Relation zum Preis. Auch Käufer von Zertifikaten sollten sich über die Gebühren informieren, diese sind aber in der Regel niedriger als bei physischen Investments. Dafür sind diese Wertpapiere nicht immer mit Gold unterlegt, was ein Risiko birgt.

Tipp 3

Minenaktien als Alternative. Minenaktien haben sich in den vergangenen Monaten schwächer entwickelt als der Goldpreis. Das ist zum Teil auch mit höheren Förderkosten (infolge des teureren Öls) zu erklären. Experten meinen aber, dass sie nun Potenzial haben. Je kleiner das Unternehmen, desto größer ist das Risiko eines Ausfalls, desto höher ist aber auch die Chance, von einer Übernahme zu profitieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2011)

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