Kurz vor dem Börsegang fallen Umsatz und Gewinn des Online-Netzwerks erstmals. Das Unternehmen investiert dennoch in hunderte Patente von Microsoft.
Wien/Ag/Auer. 900 Millionen Menschen rund um den Globus sind mittlerweile Mitglied beim Online-Netzwerk Facebook – ein Drittel mehr als zu Jahresbeginn. 526 Millionen besuchen die Seite täglich. Was potenzielle Investoren des Unternehmens, das noch im Mai an die Börse gehen will, aber noch mehr interessieren dürfte: Schafft es das Unternehmen auch, daraus Profit zu schlagen?
Die Antwort: schlechter als zuvor. Im vergangenen Quartal fiel Facebooks Umsatz um sechs Prozent auf 1,06 Milliarden Dollar – jeder Nutzer ist damit etwas mehr einen Dollar Umsatz „wert“. Gleichzeitig verdoppelten sich die Ausgaben für Marketing und andere Zukäufe. Sie drückten den Gewinn um zwölf Prozent auf 205 Millionen Dollar. Erstmals, seit das Unternehmen Gewinnzahlen bekannt gibt, geht das Wachstum damit deutlich zurück. Facebook machte dafür „saisonale Schwankungen“ auf dem Werbemarkt verantwortlich. Mit 82 Prozent steuern Werbeanzeigen immer noch den Großteil des Umsatzes bei.
Eine halbe Milliarde für Patente
Auf dem Weg zum geplanten Börsegang setzt Firmengründer Mark Zuckerberg unterdessen weiter auf Investitionen. Erst vor wenigen Tagen gab das Unternehmen eine Milliarde Dollar für die mobile Fotoplattform Instagram aus – ein Unternehmen, das nur kurze Zeit vorher mit rund 500 Millionen Dollar bewertet wurde. Auch für den Patentkrieg rüstet Facebook kräftig auf. Wie am Montag bekannt wurde, gab der Konzern eben erst 550 Millionen Dollar für Patente von seinem Miteigentümer Microsoft aus. Mit ihnen hofft Zuckerberg, die Patentklage von Yahoo abwehren zu können.
Facebook will in den kommenden Wochen mindestens fünf Milliarden Dollar bei seinem Börsegang einnehmen und strebt eine Unternehmensbewertung von bis zu hundert Milliarden Dollar an. Das entspräche dem 25-Fachen des Jahresumsatzes. Zum Vergleich: Google musste sich bei seinem Börsegang 2004 mit einer halb so guten Bewertung zufriedengeben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2012)