Kredite: Der Banken Freud, des Kunden Leid

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Die Franken- und Yen-Darlehen in Österreich nehmen ab. Das gefällt den Kreditinstituten. Den Kreditnehmern drohen dagegen hohe Verluste, vor allem im Franken.

Wien/Ker. Das freut die Banken. Das Volumen der Fremdwährungskredite geht deutlich zurück. Im dritten Quartal fand die größte Abnahme seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 statt. Die aushaftenden Franken- und Yen-Kredite betrugen Ende September knapp 34 Milliarden Euro. Der Anteil der Darlehen in fremder Währung ist so gering wie seit zehn Jahren nicht mehr. Gut für die heimischen Kreditinstitute.

Die versuchen nämlich seit Jahren, den Franken- und Yen-Kreditnehmern den Wechsel zur Eurofinanzierung schmackhaft zu machen. Da der Euro zum Franken nach der Finanzkrise drastisch an Wert verlor, mussten die Banken für die aushaftenden Franken-Darlehen mehr Eigenkapital hinterlegen. Das schmeckt den Bankmanagern gar nicht.

Sie freuen sich daher über jeden Kunden, der in ein Eurodarlehen wechselt. Aber was hat der Kreditnehmer davon? Der realisiert zunächst einmal ordentliche Kursverluste, vor allem im Schweizer Franken.

Franken-Kredite. Ein Beispiel: Ein Kunde hat ein Franken-Darlehen Anfang Jänner des Jahres 2000 aufgenommen. Damals lag der Franken-Kurs relativ hoch, nämlich bei 1,6 Franken je Euro. Der Kreditnehmer verschuldete sich damals zum Gegenwert von 100.000 Euro. Heute liegt seine Kreditschuld wesentlich höher, da der Euro heute nur mehr 1,2 Franken wert ist. Der Kunde ist mit über 133.000 Euro verschuldet. Derzeit aber nur auf dem Papier. Steigt er tatsächlich auf einen Eurokredit um, realisiert er den Kursverlust von über 33.000 Euro. Zwar hat sich der Kunde in der Zwischenzeit rund 17.000 Euro an Zinsen erspart. Trotzdem bleibt eine negative Lücke von 16.000 Euro.

Oder anders formuliert: Damit der Kreditnehmer ohne „Schaden“ aus dem Kredit aussteigen könnte, müsste der Euro bei rund 1,37 Franken notieren. Davon ist die europäische Gemeinschaftswährung noch weit entfernt. Einen derart hohen Eurokurs gab es zuletzt im Jahr 2010. Heute notiert der Euro – scheinbar festgefahren – bei 1,2 Franken.

Was bleibt den Kreditnehmern nun übrig? Derzeit stützt die Schweizer Nationalbank (SNB) den Euro auf einen Kurs über 1,2 Franken. Wenn die Kunden auf die SNB weiter vertrauen, fühlen sie sich auf der Untergrenze von 1,2 Franken abgesichert. Sie könnten im Franken bleiben und hoffen, dass sich der Euro wieder erholt. Ein Szenario: Stiege der Eurokurs auf 1,25 Franken, betrüge der reale Währungsverlust nicht mehr knapp 16.000 Euro, sondern nur mehr 11.000 Euro (Zinsvorteil ist hier schon einberechnet).


•Yen-Kredite. Deutlich besser schaut es bei den Yen-Darlehen aus. Wer sich Anfang 2000 in der japanischen Währung zum Gegenwert von 100.000 Euro verschuldete, weist heute eine Kreditschuld von knapp 102.000 Euro auf. Das ergibt einen leichten Währungsverlust, da der Euro heute etwas niedriger bei 106 Yen notiert. Aber: Die Zinsersparnis im Yen machte in der Zwischenzeit über 34.000 Euro aus. Somit hat sich das Geschäft absolut ausgezahlt, der „Gewinn“ liegt bei rund 32.000 Euro.

Der Euro könnte somit auf fast 80 Yen, also um 25 Prozent abfallen, ohne dass der Kreditnehmer einen realen Währungsverlust erleiden würde.

Die Kreditnehmer könnten dem japanischen Yen weiter treu bleiben. Und zwar dann, wenn sie etwa auf die Prognosen der Raiffeisen-Analysten vertrauen. Demnach könnte der Euro im September 2013 bei 109 Yen notieren. Dann stiegen die Yen-Kreditnehmer nicht mit einem Plus von 32.000 Euro aus, sondern von fast 35.000 Euro. Nur, der Markt schert sich herzlich wenig um fundamentale Daten und Prognosen, wie die vergangenen vier Jahre gezeigt haben. Es kann also genauso in die andere Richtung gehen. In diesem Fall könnten sich die Yen-Schuldner mit Stopp-Loss-Limits absichern. Etwa bei einem Kurs von 98 Yen. Wird diese Grenze unterschritten, wird das Yen- in ein Eurodarlehen umgewandelt. Der Kunde wäre in diesem Fall noch immer mit einem Plus von mindestens 24.000 Euro ausgestiegen.

Was Sie beachten sollten bei... Fremdwährungskrediten

Tipp 1

Hohe Verluste. Die Banken sind nicht uneigennützig, wenn sie ihre Franken- und Yen-Kreditnehmer überreden, auf Eurodarlehen umsteigen. Durch den Abfall des Euro, etwa zum Franken, müssen die Institute für die aushaftenden Franken-Darlehen mehr Eigenkapital hinterlegen. Das schmeckt den Bankmanagern nicht. Den Kunden droht bei einem Umstieg auf einen Eurokredit ein hoher Verlust.

Tipp 2

Schweizer Franken. Jene Kunden, die sich Anfang 2000 im Schweizer Franken mit 100.000 Euro verschuldeten, haben bisher mehr als 33.000 Euro an Währungsverlusten angehäuft, sich aber rund 17.000 Euro an Zinsen erspart. Damit sie momentan ohne Verlust aus dem Franken-Kredit aussteigen könnten, müsste der Euro bei 1,37 Franken notieren. Davon ist er weit entfernt. Bisher war es ein Verlustgeschäft.

Tipp 3

Japanischer Yen. Besser schaut es für jene aus, die sich Anfang 2000 im japanischen Yen zum Gegenwert von 100.000 Euro verschuldeten. Der Währungsverlust seither ist mit 2000 Euro relativ gering, die Zinsersparnis macht dagegen mehr als 34.000 Euro aus. Der Euro könnte somit zum Yen um 25 Prozent abfallen, ohne dass der Kunde einen realen Kursverlust erleiden würde. Der Yen-Kredit war bisher ein prächtiges Geschäft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2012)

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