Wann sich Vollkasko für Pkw auszahlt

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Vollkaskoversicherungen sind teuer. Bei komplett neuen und Leasing-Wagen sollte man dennoch nicht auf sie verzichten. Ähnliches gilt, wenn man das Auto beruflich braucht.

Wien. Wer bei einem Unfall auch sein eigenes Auto versichert haben will, für den reicht die Haftpflichtversicherung nicht aus. Sie deckt nur Schäden des anderen Verkehrsteilnehmers. Um sich umfassend gegen alle potenziellen Schäden am Auto zu rüsten, bedarf es einer Vollkaskoversicherung. Eine solche ist jedoch nicht ganz billig. Um eine Entscheidung zu treffen, ob sich die Investition auszahlt, gibt es ein paar Faustregeln: •Eine Vollkaskoversicherung rentiert sich bei einem komplett neuen Auto zumindest im ersten Jahr, weil der Wert des Wagens noch sehr hoch ist. Auch im zweiten und dritten „Lebensjahr“ dürfte eine umfassende Versicherung kein Fehler sein. Danach ist eine günstigere Teilkaskoversicherung sinnvoll. Spätestens nach sieben Jahren sollte man in eine Teilkaskoversicherung wechseln, sagt Versicherungsmaklerin Elisabeth Schörg. Diese müsse „Elementarschäden“ wie Brand, Sturm, Einbruch oder Diebstahl abdecken. Den neuen Teilkaskotarif soll man aber jedenfalls mit der alten Vollkaskoversicherung vergleichen, rät Rudolf Mittendorfer, Obmann der Versicherungsmakler in der Wirtschaftskammer. Denn alte Tarife böten in manchen Fällen bessere Konditionen.

• Autobesitzer, die ihren Wagen mit Leasing finanzieren, sollten ihr neues Auto jedenfalls Vollkasko versichern. „Denn hat man mit dem Leasing-Wagen einen Totalschaden, zahlt man im schlimmsten Fall Geld für ein Auto zurück, das man nicht mehr besitzt“, sagt Brigitte Kreuzer, Versicherungsmaklerin und Expertin für Autoversicherungen.

• Sinnvoll ist eine Vollkaskoversicherung auch für jemanden, der beruflich viel mit dem Auto unterwegs – und auf dessen Verfügbarkeit angewiesen ist.

Große Unterschiede bei Prämien

Betrachtet man allein die jährlich zu zahlende Prämie, gibt es signifikante Unterschiede unter den Versicherern. Die Prämie variiert auch stark, je nachdem wie teuer das Auto ist – so sind für einen 5er BMW (Neuwagen) im „Presse“-Vergleich zwischen 900 und 3700 Euro zu bezahlen. Einen neuen VW Golf kann man dagegen schon ab 500 Euro versichern; die höchste in diesem Vergleich genannte Prämie beläuft sich auf rund 2100 Euro jährlich. Unterschiede gibt es auch abhängig vom Alter des Fahrers (siehe Tabelle). Wie lange der Fahrzeughalter bereits im Besitz eines Führerscheins ist, kann ebenso eine Rolle spielen – so wurde für das Beispiel unten angenommen, dass der 25-jährige Mann seinen Führerschein drei Monate besitzt. Die 45-jährige Frau dagegen ist seit rund 20 Jahren im Besitz ihres Scheins.

Für die Einstufung relevant ist jedenfalls, in welcher Bonus-Malus-Stufe sich der Autofahrer in einer eventuellen früheren Haftpflichtversicherung befunden hat. Um die Unterschiede zu verdeutlichen, wurden auch hier krasse Gegensätze angenommen: So würde der junge Mann in der Stufe 9 eingestuft, weil er zuvor noch nie ein Auto versichert hat. Die 45-jährige Frau hingegen hat sich in ihrer alten Haftpflicht bereits in die Stufe 0 „vorgearbeitet“ und wird entsprechend als „vorsichtige“ Fahrerin bewertet.

Grafik: Die Presse

Selbstbehalt genau prüfen

Allein auf die niedrigste Prämie abzustellen, wäre im Fall einer Vollkaskoversicherung aber fatal. Hier kommt es noch stärker als bei anderen Versicherungen darauf an, persönliche Risken und damit den Versicherungsbedarf abzustecken. Wichtig ist daher zu vergleichen, in welchen Schadensfällen Leistungen erbracht werden – und vor allem bis zu welcher Schadenshöhe, sagt Maklerin Brigitte Kreuzer. In diesem Zusammenhang spiele auch der Selbstbehalt eine Rolle: So wurde für den unten stehenden Vergleich ein Selbstbehalt von 300 Euro angenommen; in einigen gekennzeichneten Fällen liegt er bei 350 beziehungsweise 360 Euro.

Unterschiede zwischen den Versicherungen bestehen darin, dass bei manchen bei allen Arten von Schäden ein Selbstbehalt zu zahlen ist. Bei anderen kommt der Selbstbehalt nur in einigen vereinbarten Fällen zum Tragen. Darüber hinaus kann es sein, dass in manchen Schadensfällen mehr, in anderen weniger Selbstbehalt anfällt. Manchmal wird er als Betrag, manchmal als Prozentsatz der Versicherungsleistung angegeben.

Was Sie beachten sollten bei... Vollkaskoversicherungen

Tipp 1

Rentabilität prüfen. Bevor man eine Vollkaskoversicherung abschließt, sollte man sich zumindest folgende Fragen stellen: Wie viel ist das Auto noch wert? Bin ich beruflich davon abhängig? Wie viele Personen fahren mit dem Wagen? Benötige ich das Fahrzeug vor allem im Sommer oder im Winter? Läuft für das Auto noch eine Finanzierung (wie Leasing)?

Tipp 2

Risiko definieren. Zunächst sollte man analysieren, welche Arten von Schäden im eigenen Umfeld mit einiger Wahrscheinlichkeit auftreten können. Dann erst kann man einen direkten Vergleich durchführen, der den billigsten Anbieter für das definierte Leistungspaket zutage fördert. Wichtig: auch prüfen, bis zu welcher Höhe Schäden gedeckt sind.

Tipp 3

Selbstbehalte vergleichen. Selbstbehalt ist nicht gleich Selbstbehalt. Manchmal gilt eine Summe für alle potenziell anfallenden Schäden; oft sind für verschiedene Schäden aber auch unterschiedliche Selbstbehalte festgelegt. Teuer kann es werden, wenn der Selbstbehalt nicht als Betrag, sondern als Prozentsatz der Versicherungsleistung definiert ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2011)

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