US–Aktien setzten Donnerstag zu einer neuen Talfahrt an. Die Nervosität ist nach dem historischen Kurssturz des Dow Jones hoch.
Wien. Plötzlich war die Angst wieder da. Der weltweit wichtigste Aktienindex Dow Jones verlor am Donnerstag an Boden. Zu Beginn der Woche hatte er die Marktteilnehmer bereits mit seinem historisch höchsten Punkteverlust an einem Handelstag erschreckt. Diesmal gab er zwischenzeitlich zwar nicht fast 1600 Punkte nach. Aber mit einem Kursfall von mehr als 1000 Punkten oder über vier Prozent stoppte er unter dem jüngsten Tief vom Montag.
Der zweite Kursabsturz an der Wall Street in dieser Woche hat am Freitagmorgen auch deutliche Auswirkungen auf die ostasiatischen Aktienmärkte. Sie konnten sich dem Ausverkauf nicht entziehen, die Verluste liegen sich zwischen zwei und vier Prozent. Dabei zeigt sich der Shanghai Composite schwach. Der Index fällt bis 8.30 Uhr um 1,5 Prozent. Noch schlechter läuft es in Tokio für den Nikkei, der knapp 2,5 Prozent verliert. In Hongkong gehen beim Hang Seng mit einem Minus von gut drei Prozent auch die letzten noch verbliebenen Gewinne seit dem Beginn des neuen Jahres verloren.
In Anbetracht der klar negativen Vorgaben aus Übersee blieben die Anleger in Europa zum Handelsstart am Freitag aber gelassen.
Volatilität ist zurück
Für die Analysten sind die Signale deutlich: Die Nervosität hat die Märkte wieder im Griff, die Volatilität ist zurück. Es ist die Nervosität der Investoren vor steigenden Zinsen. Höhere Zinsen sind schlecht für viele Unternehmen, und damit auch für deren Aktien. Zu einer Anhebung, so fürchten viele, könnte sich der frischgebackene Direktor der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, aber früher als ihnen lieb ist, entschließen, um eine Überhitzung der brummenden US-Wirtschaft in Zeiten der lockeren Geldpolitik zu verhindern.
Schon am Mittwoch, als sich die Märkte zwischenzeitig entspannten, hatten Analysten gewarnt, dass mit der sofortigen Rückkehr eines Bullenmarkts ohne weitere Kurskorrekturen eher nicht zu rechnen sei. Die Rally der letzten Monate sei ungewöhnlich gewesen. „Die Lage hat sich nicht beruhigt“, betonte Jason Ware, Investmentstratege des Anlagehauses Albion Financial Group, am Donnerstag.
ATX und DAX drehen ins Minus
Dax und EuroStoxx50 bescherte das Grollen in den USA am Donnerstag den größten Tagesverlust seit eineinhalb Jahren. Der deutsche Leitindex schloss mit -2,62 Prozent, der europäische Index mit -2,7 Prozent. Die Talfahrt ließ auch den ATX vor Börseschluss am Donnerstagabend in die roten Zahlen drehen – er schloss mit einem Minus von 3,13 Prozent. In Österreich schützten auch vergleichsweise starke Quartalszahlen, wie sie etwa die Voestalpine lieferte, nicht vor Verlusten. Besonders gebeutelt hat es den österreichischen Kranhersteller Palfinger.
Das Unternehmen legte am Donnerstag ein schwaches Jahresergebnis vor: Hohe Restrukturierungskosten und Engpässe bei Lieferanten drückten das Konzernergebnis um 14,2 Prozent auf 52,5 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis stieg zwar um 3,9 Prozent auf den historischen Höchstwert von 110,2 Mio. Euro. Da das Unternehmen aber auch die Dividende für 2017 von 57 auf 47 Cent je Aktie kürzte, trennten sich viele Anleger von ihren Palfinger-Papieren. Die Aktie verlor gut drei Prozent an Wert.
Der Gewinner der neuen Panikattacke am Donnerstag waren dieselben wie zu Wochenbeginn: Gold und Staatsanleihen.