Briten planen Steuer auf Wegwerf-Kaffeebecher

Wegwerf-Becher sind ein Müllproblem - auch in London.
Wegwerf-Becher sind ein Müllproblem - auch in London.REUTERS
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Der Kaffebecher-Berg wächst auch in Großbritannien. Eine Gruppe Parlamentarier macht Druck auf die Regierung und fordert eine Steuer von 25 Pence pro Becher.

Eine Diskussion, die in Österreich noch ohne Ergebnis geblieben ist, führen derzeit die britischen Parlamentarier: Wie könnte man der nur einmal verwendbaren Wegwerfbecher für Kaffee Herr werden? Laut der britischen Zeitung "Guardian" sind es 2,5 Milliarden Kaffeebecher, die jährlich in Großbritannien im Müll landen. Eine Becherkette, die um die halbe Erdkugel reichen würde und 30.000 Tonnen wiegt.

Zuviel des Guten, sagen nun auch die Abgeordneten des Umweltausschusses im britischen Unterhaus. Die dem Komitee vorsitzende Labour-Mandatarin Mary Creagh sagte dazu: "Kaffebecher-Produzenten und Verteiler sind nicht aktiv geworden, die Situation zu verbessern, und die Regierung ist untätig geblieben". Nur zwei der größeren Kaffee-Ketten hätten den Abgeordneten Auskünfte gegeben, die anderen hätten sich einem Engagement verweigert. "Ihr Schweigen spricht Bände", so Creagh.

Wegwerfbare Kaffeebecher seien ein "vermeidbares Müllproblem", heißt es in dem Empfehlungs-Bericht der Abgeordneten. Konkret soll es eine Abgabe von 25 Pence (etwa 28 Cent) geben. Ein Verbot solle ab 2023 gültig werden. Aufschriften auf den Bechern sollen die Konsumenten auf die Problematik aufmerksam machen. Viele angeblich recyclebare Kaffeebecher seien außerdem nicht wiederverwertbar, monieren die Abgeordneten. Initiativen von Starbucks oder Costa, in den Filialen Becher zu sammeln und von einer der drei Recycle-Spezialisten im Land wiederaufzubereiten, seien zwar "gut gemeint", aber nicht genug, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Belohnungen nicht so wirksam wie Steuern

Werbeaktionen der Coffeshops, den eigenen wiederverwendbaren Becher mitzubringen, würden nur bei ein bis zwei Prozent der Kaffee-Verkäufe Wirkung zeigen. Das Verbot von Plastiksackerln in den Supermärkten habe gezeigt: Konsumenten reagieren mehr auf Preisaufschläge als auf Belohnungen.

Unterstützung für die Pläne der Abgeordneten kommt auch von der Recycling-Industrie - solange die Steuer pro Becher der Wiederaufbereitungs-Infrastruktur zugute komme, erklärt Richard Burnett, CEO von James Cropper. Starbucks gab zu Protokoll, einen Aufschlag von fünf Pence für eine Testzeit von drei Monaten in London ausprobieren zu wollen. Für Laura Foster von der Marine Conservation Society ein zu geringer Betrag: "Eine Latte-Steuer ('latte levy') von 25 Pence würde die Leute daran erinnern, dass ihr üblicher Kaffeebecher mit Plastik verschlossen ist, das schwer zu recyceln ist und zu mehr als 99 Prozent auf einer Müllhalde landet oder verbrannt wird."

Die Regierung von Premierministerin Theresa May muss auf die Empfehlungen des Komittees eine Antwort geben. Nach dem Bann von Plastiksackerln steht sie auch in der Kaffeebecher-Frage unter Druck. Ein Sprecher des Umweltministeriums sagte, man werde die Empfehlungen genau prüfen.

>> Der Artikel im "Guardian"

(Red.)

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