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Überraschung! Auch Junge verdienen gern Geld

Symbolbild.
Symbolbild. (c) APA/AFP/MICHELE LIMINA (MICHELE LIMINA)
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Die UBS zahlt Mitarbeitern Boni fürs Jungsein. Zeit, mit dem Mythos von der idealistischen Generation aufzuräumen.

Viel zu lachen hatten die Kinder der Babyboomer in ihren Karrieren bisher nicht. Die Universität haben sie gerade rechtzeitig für die Krise abgeschlossen. Statt des sicheren Jobs bis zur Pension warten Praktika und Kurzzeitverträge. Und richtig Geld verdient man in Österreich – dank Senioritätsprinzip – sowieso erst jenseits der 50.

Aber das muss nicht so sein, zeigt ein aktuelles Beispiel aus der Bankenbranche. So will die Schweizer Großbank UBS die Boni für ihre Investmentbanker heuer nicht nur an deren Leistung, sondern auch an das Alter koppeln. Die Besten und die Jüngsten erhalten die höchsten Boni. Diese Belohnung für eine späte Geburt mag auf den ersten Blick unlogisch oder gar unfair erscheinen, sie ist aber auch den Marktkräften geschuldet.

Wie viele andere Investmentbanken muss auch die UBS kämpfen, damit die gut ausgebildeten jungen Mitarbeiter nicht Richtung Silicon Valley weiterwandern. Und die Banken sind mit diesem Problem nicht allein. In den USA lassen sich die Unternehmen in ihrem Werben um die Jüngeren mittlerweile einiges einfallen: Der Onlinehändler Boxed schießt seinen Mitarbeitern im Fall einer Hochzeit etwa bis zu 20.000 Dollar zu. Das Softwarehaus Salesforce stellt seine Angestellten jedes Jahr eineinhalb Wochen bei voller Bezahlung für individuelle Sozialprojekte ab. Ikea, Microsoft und Hewlett-Packard bezahlen Mitarbeitern nicht nur ihre Krankenversicherung, sondern auch die der Haustiere. Und die teuren Studentenkredite soll sowieso der Arbeitgeber abbezahlen.

Dieser Kampf um Talente spiegelt sich auch in aktuellen Studien wider, die mit dem Mythos aufräumen, dass die Generation der Millennials, also der nach 1980 Geborenen, nur Sinn und kein Geld in ihrer Arbeit sucht. Die Ideale werden zwar nicht vergessen, aber im Lauf der Zeit doch überlagert, so eine Studie der Bank of America Merrill Lynch, wonach sich Jüngere im Job häufig mit Geldsorgen herumschlagen. Mit steigendem Alter werden Jobsicherheit und gute Bezahlung auch für Millennials zu den entscheidenden Faktoren bei der Jobwahl, sagt der Personalberater Robert Half. Mehr als die Hälfte aller unter 40-Jährigen in Nordamerika, die im Vorjahr Job gewechselt haben, taten das für mehr Lohn. Mehr als doppelt so viele als bei den Babyboomern.

Hierzulande stehen dem oft die traditionell steilen Gehaltskurven im Weg. Doch ein Ass haben die Jungen noch im Ärmel: Sie reden viel ungezwungener mit Familie und Freunden über ihr Gehalt als frühere Generationen. Wer unterbezahlt ist, merkt es schneller, wird schneller unzufrieden und kann – im Idealfall – auch schneller etwas daran ändern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2018)


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