Der üble Schmäh mit dem Rosé

APA
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In Frankreich haben Behörden einen groß angelegten Betrug aufgedeckt: Zehn Millionen Flaschen Rosé wurden als französischer Wein präsentiert - obwohl er aus Spanien kommt.

Ein kühles Glas Rosé, als Aperitif an einem lauen Sommerabend: Das gilt zurecht als eine der schönsten Facetten französischer Lebensart. La Vie en Rosé, sozusagen. Umso mehr, wenn auch noch die Flasche die richtigen Assoziationen weckt: die Zeichnung eines typischen Château, das Symbol einer Lilie oder einer Kokarde mit den französischen Nationalfarben. Und das prominent platzierte Versprechen: „Abgefüllt in Frankreich“. Nur hinten, ganz unten am Etikett, in winzigen, kaum lesbaren Lettern, findet der hartnäckig suchende Konsument den gesetzlich verpflichtenden Herkunftshinweis: „Wein aus Spanien“. Zuweilen ist die Angabe noch besser versteckt, etwa unter dem Tragegriff des Kartons.

Solchen Tricks ist die Konsumentenschutzbehörde in Paris seit zwei Jahren auf der Spur. Nun liegt das Ergebnis ihrer Kontrollen vor – und es übertrifft die schlimmsten Erwartungen: 70.000 Hektoliter aus spanischer Produktion, also zehn Millionen Flaschen Wein, wurden auf betrügerische Weise „französisiert“. Meist durch irreführende, zuweilen auch mit rundheraus falschen Angaben. Das berichtet die Tageszeitung „Le Parisien“. Es laufen Verfahren: Vier betrügerischen Großhändlern, Abfüllern und Produzenten drohen neben Geldbußen von bis zu 300.000 Euro auch Haftstrafen von bis zu zwei Jahren.

Winzer bangen um ihr Renommee

Die Kontrolle schwärmten in über 1000 Geschäfte im ganzen Land aus. Denn die irreführende Gestaltung der Flaschen zieht weite Kreise: Regalbetreuer lassen sich täuschen und ordnen die Ware im Regal für den Inlandswein ein. In einem großen Supermarkt stellten die Inspektoren fest, dass vier von zehn Flaschen falsch zugeordnet waren. Die Preisetiketten verfestigen den falschen Eindruck zusätzlich. Und schließlich decken sich ahnungslose Gastwirte im Großhandel mit der Waren ein und servieren ihren Gästen französischen Rosé aus spanischen Tanklastern.

Nun fürchten Frankreichs Winzer um ihr Renommee. Viele haben im letzten Jahrzehnt in die Verbesserung der Qualität investiert und erzielen nun höhere Preise. Sie fürchten, dass die Konsumenten sich abwenden, wenn sich der scheinbar französische Rosé beim Verkosten als minderwertige Ware entpuppt.  In übler Erinnerung ist ihnen noch ein „Château Cassignac“, mit dem spanische Konkurrenten in China Furore machten. Was übrigens klar verboten ist: Die Bezeichnung „Château“ ist geschützt, so darf sich nur ein Weingut in Frankreich nennen. Für alle Welt offen ist hingegen der Namenszusatz „Domaine“.  Aber das muss man als Käufer erst einmal wissen.

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