„Mehr Zuwanderer je nach Fortschritten im Inland“

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WKO-Generalsekretärin Hochhauser plädiert für den „geordneten“ Zuzug von Migranten. Man müsse vor allem den Fachkräftesektor im Auge behalten.

Wien. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hat Anfang der Woche vorgelegt: Die Zahl der Arbeitnehmer im Alter von 25 bis 50 werde hierzulande in den nächsten acht Jahren um rund 170.000 abnehmen. Um bei einem entsprechenden Wirtschaftswachstum die Lücke auf dem Arbeitsmarkt zu füllen, werde es auch Zuzug über das bisherige Maß hinaus brauchen.

Das griff am Mittwoch Wirtschaftskammer-Generalsekretärin Anna-Maria Hochhauser auf: Auch sie ist für den weiteren Zuzug von Migranten – wobei dieser möglichst „geordnet“ erfolgten sollte, wie sie auf Anfrage der „Presse“ sagte. So müsse man vor allem den Fachkräftesektor im Auge behalten, wo in mehreren Sparten ein großer Bedarf entstehen werde. Teilweise unterbesetzt sind schon jetzt Branchen von der Informationstechnologie bis zum Tourismus.

Wie stark künftig Ausländer eingesetzt werden könnten und sollten? Auf eine exakte Zahl will Hochhauser sich nicht festlegen. „Mehr Zuwanderer“ sollten es aber jedenfalls sein. Wie viele der genannten 170.000 Arbeitnehmer im „Haupterwerbsalter“, die bis 2020 wegfallen werden, durch Migranten ersetzt werden, solle man auch „nach den Fortschritten im Inland“ bemessen, sagte sie. Entscheidend wäre zunächst, in Österreich wieder stärker auf die duale Ausbildung (Lehre plus Berufsschule) statt auf eine „rein theoretische“ Schulbildung zu setzen. „Nach der Pflichtschule haben wir viel Potenzial, was Fachkräfte angeht.“ Außerdem sollte man auch Frauen nach der Familiengründung „besser wiedereinsteigen lassen“. 2010 waren 69 Prozent der 25- bis 49-jährigen Frauen mit Kindern unter 15 Jahren teilzeitbeschäftigt – auch mehr Frauen in Vollzeitjobs zu bringen, könnte ein Ansatzpunkt sein, so Hochhauser.

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Frauenpensionsalter anheben?

Außerdem wichtig ist ihr, dass bald das tatsächliche Pensionsantrittsalter ähnlich hoch liegt wie das gesetzliche Pensionsalter von 65 bei Männern und 60 bei Frauen. Das solle „durch Anreize für Unternehmer bei den Lohnnebenkosten, aber auch Anreize für Arbeitnehmer“ gelingen. Aktuell gehen Frauen mit über 57 und Männer mit über 59 in Pension. Das gesetzliche Pensionsalter will Hochhauser vorerst nicht angreifen. „Wobei jenes von Männern und Frauen vielleicht doch angeglichen werden müsste.“

Beim Zuzug von Ausländern legt die WKO-Generalsekretärin den Schwerpunkt auf Hochqualifizierte: „Wir brauchen einen Masterplan für proaktive Zuwanderung“, sagt sie in Richtung Politik. Ein wichtiger Schritt sei die „Rot-Weiß-Rot-Card“, mit der seit dem Start im Juli 2011 etwa 400 Manager und 306 IT-Techniker ins Land geholt wurden. Insgesamt wurden 1556 Karten – verbunden mit einer erleichterten Einreise – an Fachkräfte und Wissenschaftler vergeben. Federführend betreut wird das Projekt vom Sozialministerium.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2012)

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