Rudolf Haberleitner, neuer Eigentümer von Schlecker Österreich, verspricht 250 neue Filialen bis 2016. Zores bei früheren Engagements seien eine „Lüge“.
Wien/Juk. Er steht erst seit wenigen Tagen in der Öffentlichkeit und hat schon jede Menge Staub aufgewirbelt: Rudolf Haberleitner, der mit seinem Private Equity Fonds TAP 09 überraschend die Drogerie-Kette Schlecker in Österreich gekauft hat, hat hochfliegende Pläne. Handelsexperten halten das Vorhaben, alle 900 Schlecker-Filialen in Österreich inklusive der 3000 Mitarbeiter zu halten, für gewagt bis absurd. „Alle 900 Filialen zu übernehmen halte ich für gefährlich“, sagt etwa Ex-DM-Manager Manfred Laaber, der sich auch für Schlecker interessiert hatte.
„Zehn bis elf Mio. Euro Gewinn“
Rudolf Haberleitner hingegen, der einen „über alle Maßen bekannten Handelsprofi – einen gebürtigen Österreicher, der in Deutschland lange beschäftigt war“ – an die Spitze von Schlecker setzen will, kündigt an, die Zahl der Filialen bis 2016 sogar noch einmal um 250 zu erhöhen. „Die Dichte, die es schon gibt, ist eine sehr gute Basis. Im Bereich der Nahversorger gibt es ein riesiges Ausbaupotenzial.“
WU-Handelsexperte Peter Schnedlitz meint indessen, er werde gerne als begeisterter Zeitzeuge auftreten, wenn es gelänge, hier eine Erfolgsstory zu schreiben. Das wiederum ärgert Haberleitner. Seiner Ansicht nach könne sich Schnedlitz nur auf den Lebensmitteleinzelhandel beziehen, der „sicher nicht mehr viel Ausbau verträgt“. Schnedlitz meint aber, das gelte auch für den Drogerie-Einzelhandel – also jenem Segment, in dem die auf „Daily“ umbenannten Schlecker-Läden tätig sind. Auch dort gibt es „wenig Wachstum und einen Verdrängungswettbewerb“, wie Schnedlitz sagt.
Haberleitner, der mit seiner Firma MCS Consulting eigenen Angaben zufolge „250 Transaktionen“ durchgeführt hat, schenkt dem wenig Glauben. „2013 sollten sich wieder zehn bis elf Mio. Euro an Gewinn ausgehen“, sagt er. Bis August 2012 dürften bei Schlecker 12,7 Mio. Euro Verlust angefallen sein. Bei der Sanierung sollen Lebensmittel, Dienstleistungen wie Copy Center und Poststelle, ein „Brand Corner“ mit Markenartikeln (u.a. Kleidung) und ein Homeshopping-Terminal die Kundenbesuche erhöhen.
Zehn Mio. Euro für Umstellung
52 Mio. Euro will der selbst ernannte Sanierer in die Schlecker-Läden investieren. Um die Umstellung auf „Daily“ umzusetzen, seien bis 2013 zehn Mio. Euro veranschlagt. Seinem Fonds würden 500 Mio. Euro zur Verfügung stehen – bestehend aus Zusagen von privaten Investoren aus den USA, England, Deutschland und Österreich, die im Bedarfsfall abgerufen werden könnten. Namen nennt er keine. Eine „glatte Lüge“ seien Aussagen, wonach viele seiner Engagements – etwa bei der Möbelfirma Bobbin und dem Hersteller von Toren, Lindpointner – in gerichtlichen Auseinandersetzungen endeten. „Lindpointner habe ich saniert und verkauft“, sagt Haberleitner. Auch Bobbin habe er saniert. Zwei Jahre später sei unabhängig davon der Konkurs eingetreten.
Auf einen Blick
Rudolf Haberleitner hat Schlecker nicht nur gekauft, er will die in „Daily“ umbenannte Kette unter Einsatz von 52 Mio. Euro weiter ausbauen. Wer seine Investoren sind, bleibt unklar. Probleme bei früheren Deals gab es laut Haberleitner nicht. Experten melden jedoch unisono Bedenken an seinen Plänen an. [mediadienst.at]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2012)