Backhausen: Al Jaber narrt Traditionshaus

(c) Die Presse (Fabian Hainzl)
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Der arabische Investor lässt den Stoffhersteller zappeln wie einst Kneissl. An Fristen hält er sich nicht. Sonntagabend ließ Al Jaber die gemeinsame Pressekonferenz mit der Familie Backhausen platzen-

Wien/Juk/Eid. Fällt hierzulande der Name Al Jaber, schrillen vielerorts die Alarmglocken. Die österreichischen Betriebe, mit denen der gebürtige Araber angebandelt hat, sind zahlreich – so ist Al Jaber Eigentümer der Wiener Luxushotels „The Ring“ und „Grand Hotel“, Interesse zeigte er auch an der damaligen Staats-Airline AUA und der Skifirma Kneissl. Die Vorgangsweise des Scheichs, der über ein Vermögen von mehreren Mrd. Euro verfügen soll, ist immer dieselbe. Zunächst verspricht er vollmundig Investitionen, dann zahlt er nicht.

Seine liebe Not hatte zuletzt der Masseverwalter von Kneissl: Wochenlang hoffte die Firma auf eine rettende Kapitalspritze, immer wieder ließ der Scheich ausrichten, eine Zahlung sei unterwegs. Immer wieder kam sie nicht an. Im Sommer 2011 schlitterte Kneissl in die Pleite, erst im Frühjahr 2012 zahlte Al Jaber.

Nun bekommen die Eigentümer des Traditionsunternehmens Backhausen, eines Herstellers hochwertiger Stoffe, zu spüren, was es heißt, mit Al Jaber zusammenzuarbeiten. Am Sonntagabend ließ Al Jaber die gemeinsame Pressekonferenz mit der Familie Backhausen platzen – zum zweiten Mal. Laut „Profil“ ist al Jaber Backhausen bis jetzt auch den Großteil seiner vereinbarten Zahlungen schuldig geblieben.

Hoffnung im arabischen Raum

Die Firma mit zwölf Mio. Euro Umsatz und 104 Mitarbeitern kennt hierzulande kaum jemand beim Namen, doch fast jeder Wiener hat wohl schon in der U-Bahn oder Straßenbahn auf einem von ihr produzierten Stoffbezug Platz genommen. Das Unternehmen stellt hochwertige Stoffe für Vorhänge und Möbel her, ist Ausstatter von Staatsoper, Burgtheater und Luxushotels. Und: Es ist eines der letzten heimischen Unternehmen, die Textilien noch in Österreich produzieren. Nun sieht es so aus, als müsste sich das traditionsreiche Unternehmen (die Gründung erfolgte 1849) dem Druck aus den Billiglohnländern beugen, in die die globale Textilproduktion verlegt wurde. Im Jahr 2010 fuhr das Unternehmen einen Nettoverlust von 647.423 Euro ein, das operative Ergebnis betrug minus 546.180 Euro. „Die Zusammenarbeit mit strategischen Partnern wird angestrebt“, merkten die Wirtschaftsprüfer von Deloitte an.

An der Bilanz 2011 werde noch gearbeitet, sagte Geschäftsführer Reinhard Backhausen, der operative Cashflow sei positiv. „Wir haben uns für Al Jaber als strategischen Partner entschieden, weil er (...) über ein großes Netzwerk im arabischen Raum verfügt, das wir für die Ausweitung unserer Geschäfte nutzen können“, erklärte er. Die Firma hofft, dem Vernehmen nach, die zahlreichen Luxushotels im arabischen Raum möblieren zu können. Mit der Aussicht auf Expansionsmöglichkeiten im Nahen Osten hat der Scheich 2008 schon die AUA geködert.

Al Jaber besitze selbst 60 Luxushotels, erklärt Geschäftsführer Backhausen: Warum er sich die Zusammenarbeit antut? „Al Jaber ist schon seit einigen Jahren mit seinen Hotels Großkunde bei uns und hat immer bezahlt.“ Die Hausbank der Firma, die Hypo Niederösterreich, habe Al Jaber als Investor empfohlen. Eine Insolvenz droht der Firma Backhausen nicht, urteilen die Gläubigerschützer von KSV und Creditreform, die Bonität sei noch in Ordnung. Al-Jaber-Sprecher Alfred Autischer war am Montag nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Auf einen Blick

Der saudische Investor Al Jaber hält sich erneut nicht an Fristen. Der Scheich hat die Traditionsfirma Backhausen, bei der er einsteigen will, zum zweiten Mal versetzt. Außerdem soll er vereinbarte Zahlungen nicht geleistet haben. Stoffproduzent Backhausen hat Staatsoper und Burgtheater ausgestattet, ist durch die Billigkonkurrenz aus Asien aber in arge Finanznöte geraten. Mit Al Jaber hofft der Betrieb, Aufträge aus dem arabischen Raum zu bekommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2012)

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