Foxconn: Roboter statt »Arbeitstiere«

Der reichste Mann Taiwans baut jedes iPhone – in China. Das könnte sich bald ändern.

Wer wissen will, was einen waschechten „taishang“ ausmacht, muss sich nur den Lebenslauf von Terry Gou ansehen. Der 62-jährige Foxconn-Gründer ist das Paradebeispiel eines taiwanesischen Geschäftsmanns, der auf dem chinesischen Festland zu einem Vermögen gekommen ist. Mit den Eltern 1949 vor den Kommunisten auf die Insel geflohen, kehrte er schon 1988 als Unternehmer zurück. Lange bevor alle anderen den Süden Chinas als billige Werkbank entdeckt haben.

Mit Foxconn, der chinesischen Tochter seines Konzerns Hon Hai Precision Industry, ist Terry Gou heute der größte Arbeitgeber Chinas. Sein Unternehmen ist der weltweit führende Auftragsfertiger für die Elektronikindustrie. Der Großteil aller Smartphones – nicht nur von Apple –, Laptops und Tablets wird in seinen Fabriken zusammengeschraubt. Jetzt könnte der reichste Mann Taiwans schon wieder der Erste sein – der Erste, der sich aus China wieder verabschiedet.


Sechs Dollar für das iPhone4. Denn dort stößt das Geschäftsmodell von Foxconn an seine Grenzen, warnt die Boston Consulting Group in ihrer Studie „End of Easy Growth“. Voraussetzung für Milliardengewinne am Fließband waren billige Löhne und verlässliches Wachstum in der Volksrepublik. Beides neigt sich dem Ende zu. Der chinesische Wirtschaftsmotor stottert. Und seine Arbeiter muss Terry Gou nach einer Selbstmordserie und mehreren Massenschlägereien heute deutlich besser bezahlen. Das freut zwar die Beschäftigten, schmälert aber die Gewinne des Konzerns. Von 360 Dollar Exportpreis, die Foxconn für jedes iPhone4 veranschlagt, bleiben dem Unternehmen gerade sechs Dollar.

Terry Gou liebäugelt daher schon länger mit einem teilweisen Rückzug aus China. Er plant Werke in Indonesien, Thailand, Brasilien, Indien. Hier ist der Stundenlohn oft schon niedriger als an Chinas Küste. Ganz verzichten kann er auf den Milliardenmarkt China freilich nicht. Um die hohen Personalkosten dennoch zu drücken, will Foxconn 2015 in den chinesischen Werken gleich viele Roboter beschäftigen wie Menschen. Allein heuer wurden 300.000 mechanische Arbeitskräfte eingestellt. Noch bezahlt Gou Robotern mehr als Menschen. Aber zumindest Schlagzeilen über miese Arbeitsbedingungen bleiben ihm erspart.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2012)

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