Rochade: Harald Himmer sagt Alcatel Adieu

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Der französische Technologiekonzern Alcatel-Lucent hat den Vertrag seines Österreich-Chefs Harald Himmer nicht verlängert. Gegen ihn laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue in der „Blaulicht-Affäre“.

Wien/kor. Im vergangenen September zeigte man sich im Technologiekonzern Alcatel-Lucent noch recht irritiert: Damals hatte „Die Presse“ dort nachgefragt, was denn am neuesten Gerücht dran sei. Am Gerücht nämlich, dass der Vertrag des Österreich-Chefs Harald Himmer, der zum Jahreswechsel zur Verlängerung ansteht, nicht verlängert werde. Stunden später kam die Antwort. Und die lautete: „Kein Kommentar.“

Jetzt ist es offiziell: Die Austria Presse Agentur berichtete gestern, dass Harald Himmer nicht mehr Österreich-Chef von Alcatel ist. Sein Vertrag wurde nicht verlängert, der Nachfolger heißt Thomas Arnolder und ist 35 Jahre alt.
Über die Gründe für die Rochade wurde nichts kommuniziert, aber das ist wohl auch nicht notwendig: Gegen den 48-Jährigen Himmer, einst Bundesobmann der Jungen ÖVP, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue. Es gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung – aber offenbar setzt der französische Technologiekonzern strenge Maßstäbe.

Es geht um die sogenannte Blaulicht-Affäre. Dabei steht der Verdacht im Raum, dass bei der seinerzeitigen Vergabe des Blaulichtfunksystems Tetron an das Konsortium Alcatel/Telekom Austria Schmiergeld geflossen ist. Dies soll über den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly geschehen sein. Die Öffnung von Mensdorff-Pouillys Firmenkonten zeigte jedenfalls seltsame Geldflüsse: Von Ende 2005 bis Mitte 2007 wurden insgesamt 719.970 Euro von Alcatel überwiesen.

Himmer bestreitet Vorwürfe

Ende Juni vergangenen Jahres war Harald Himmer im parlamentarischen Korruptions-Untersuchungsausschuss geladen – wo er alle Korruptionsvorwürfe zurückwies: Alfons Mensdorff-Pouilly sei zwar sehr wohl von Alcatel Österreich beauftragt worden, allerdings aus ganz anderen Gründen. Er sollte Alcatel bei der Positionierung am ungarischen Markt unterstützen – mit Informationen für potenzielle Projekte.

Dem widersprechen allerdings Aussagen von Ex-Telekom-Manager Gernot Schieszler.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2013)

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