"Undercover Boss": Kloputzen statt Golfspielen

Undercover Boss Kloputzen statt
Undercover Boss Kloputzen stattORF/MME/Sabine Eble
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Im ersten Teil der neuen ORF-Serie putzte Asfinag-Chef Klaus Schierhackl - getarnt als Hilfsarbeiter Karl Resch - Tunnel und Toiletten.

Am Mittwoch startete im ORF das neue Format "Undercover Boss". Das Konzept: Getarnt als Teilnehmer eines Langzeitarbeitslosen-Projekts sollen österreichische Manager ihr Unternehmen von ganz unten kennenlernen. Wer sich dabei große Aufreger á la Günter Wallraff erwartet, wird enttäuscht werden. Denn nicht nur der Chef, sondern auch die Angestellten wollen sich und das Unternehmen von der besten Seite präsentieren. Schließlich begleitet ein Kamerateam den angeblichen Langzeitarbeitslosen auf Schritt und Tritt. Unterhaltsam ist es aber allemal, die Manager in ihrer neuen Rolle zu beobachten. Den Anfang machte Klaus Schierhackl, Vorstandschef des Autobahnbetreibers Asfinag.

"Ein Kind der Autobahn"?

Schierhackl präsentiert sich in der Sendung als Familienmensch, der gerne Zeit am Golfplatz verbringt. Er betont aber auch, wie wohl er sich auf der Autobahn fühlt: "Ich bin ein Kind der Autobahn". Diese lernt er getarnt als Hilfsarbeiter Karl Resch von einer unbekannten Seite kennen. So hat Schierhackl ein "mehr als mulmiges Gefühl", als er am Mittelstreifen der Autobahn arbeiten muss. "Ein Fehltritt wäre tödlich". Ansonsten sagt Schierhackl immer wieder, er habe den Eindruck, dass seine Mitarbeiter ihren Job gerne machen. Verbesserungspotenzial in den Arbeitsabläufen ortet er nur in wenigen Fällen, zum Beispiel während er bei einer Nachtschicht Tunnel reinigt.

Auf den Magen schlägt dem Chef das Reinigen der Toiletten. Ein interessantes Jobangebot von seinem Betreuer bekommt er dennoch: "Wenn ich was zu reden hätte, könntest du morgen als Klofrau anfangen". Dokumentiert dann die Kamera auch noch detailliert, wie der Boss Kot aufsammeln muss, hat man doch das Gefühl, das Format wäre im Privatfernsehen besser aufgehoben. Dort wird es in anderen Ländern auch ausgestrahlt.

Am spannendsten ist der Moment, in dem die Maske fällt. Die Mitarbeiter werden in Schierhackls Büro gebracht - unter dem Vorwand, ein Fazit aus dem Arbeitslosen-Projekt zu ziehen. Einer von ihnen meint: "Jeder Mensch hat eine Chance verdient". Als sich der Chef dann als Hilfsarbeiter Karl Resch zu erkennen gibt, reagieren die Mitarbeiter sprachlos und emotional bewegt. Die Überraschung ist gelungen.

"Es wird viel zu wenig gelobt"

Im Interview mit der "Kleinen Zeitung" erklärt Schierhackl nach der Sendung: "Ich habe vor allem eines gelernt: wie groß die Macht des Lobes ist und dass allgemein viel zu wenig gelobt wird [...] Es steigert die Freude an der täglichen Mühsal".

Die involvierten Mitarbeiter wurden fürs Erste mit Kurzurlauben belohnt. Ob "Undercover Boss" noch andere Folgen haben wird, wird sich zeigen. Das Experiment bringt jedenfalls auch Gefahren mit sich, wie Betriebspsychologin Cornelia Schmon vom "Research Team" in Graz erklärt: Mitarbeiter könnten sich Hoffnungen auf positive Veränderungen machen. Werden die Erwartungen enttäuscht, könnte sich das schlecht auf das Arbeitsklima auswirken.

>>> Undercover Boss in der ORF-Tvthek

Undercover Boss

Das Format wird bereits in 15 Ländern erfolgreich ausgestrahlt. In Österreich ist die erste Staffel immer am Mittwoch um 21.05 Uhr auf ORF eins zu sehen. Neben Schierhackl sind Merkur-Chef Manfred Denner, Hannes Lechner (Chef der Accor Hotelgruppe) und Georg Ketzler, Chef der Brantner-Gruppe, mit von der Partie. In der fünften Folge wird beleuchtet, welche Auswirkungen das Experiment hatte.

(sk)

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