Das Institut strafft sein Filialnetz um ein Drittel, weil immer mehr Kunden auf Internetbanking umsteigen. Laut Bankchef Willibald Cernko wird die gesamte Branche dem Beispiel folgen. Ein radikaler Mitarbeiterabbau sei ebenso unausweichlich.
Wien/Kor. Willibald Cernko, Chef der Bank Austria, nimmt sich die Post und die Tankstellen zum Vorbild – und das ist eher keine so gute Nachricht. Denn die sind schon längst dabei, ihr Netz an Standorten radikal zu straffen. Die Bank Austria zieht jetzt nach: In den nächsten zwei bis drei Jahren will das Institut mehr als hundert Filialen in Österreich schließen. Das ist immerhin ein Drittel der Niederlassungen.
Cernko sagte am Donnerstagabend vor Journalisten, dass sich die Bank Austria mit ihren Filialen vor allem auf Ballungsräume konzentrieren wolle. „Wir werden immer Filialen brauchen“ – aber derzeit seien es eben zu viele: Österreich sei „overbanked“. Derzeit kämen rund 2000 Kunden auf eine Filiale. „Es sind aber 4000 bis 5000 Kunden notwendig, um eine Filiale wirtschaftlich betreiben zu können“, so Cernko.
Und die Bank Austria werde nicht die einzige sein: Studien würden darlegen, dass in den nächsten fünf Jahren ein Drittel des österreichischen Banken-Filialnetzes eingespart werden müsse. Immer weniger Kunden würden in die Filialen kommen, Bankgeschäfte würden zunehmend elektronisch erledigt. Deshalb baut die Bank Austria auch ihr Internetbanking aus. Vorgesehen ist auch Videobanking im Schichtdienst bis 22 Uhr.
Pensionswelle bis zum Jahr 2020
Dieser Trend – weg von den Filialen, hin zu Internetbanking – wird sich natürlich auch auf die Zahl der Mitarbeiter auswirken. In der Bank Austria soll der Personalabbau allerdings durch natürlichen Abgang erfolgen, betont Cernko: Seit zwei Jahren läuft das Projekt bereits, mittlerweile wurden schon 400 Stellen eingespart, bis 2015 sollen es weitere 400 sein – womit das Ziel, bis 2015 auf 10.000 Mitarbeiter zu reduzieren, erreicht wäre. Außerdem, so Cernko frohlockend: Bis zum Jahre 2020 würden in der Bank Austria 40 Prozent der Mitarbeiter in Pension gehen, und zwar in Regelpension.
Und in anderen Banken? Da hält Cernko einen massiven Personalabbau für „unausweichlich“. Er spricht von 10.000 bis 15.000 der derzeit 80.000 Jobs, die gestrichen werden müssten. „Weil es das Geschäft nicht trägt“, wie er sagt. Das Retailgeschäft habe im Jahr 2011 für die Banken im Schnitt fünf Prozent Rendite gebracht – bei Kapitalkosten von mindestens zehn Prozent. Mittlerweile müsse man sich krisenbedingt auf risikoärmeres Geschäft konzentrieren, was weniger Rendite bringt. Dazu kommen noch hohe regulatorische Kosten.
Cernko: „Aber wir müssen Gewinne machen. Und wir müssen weiter Kapital aufbauen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2013)