Telekom-Regulator: Poker um Top-Job

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Bei der Suche nach dem neuen RTR-Chef legt das Infrastrukturministerium überraschende Eile an den Tag. Und das Ressort hat auch schon einen Favoriten.

Wien. Eigentlich hat Georg Serentschy alle Hände voll zu tun. Vor Kurzem hat der Telekom-Regulator die Ausschreibung für die größte Auktion von Funkfrequenzen in Österreich gestartet, die im September stattfinden wird. Kein geringes Unterfangen also, das Serentschy in den nächsten Monaten voll auslasten sollte. Wenn nicht die liebe Politik wäre. Die hat ihm jetzt ein weiteres Thema beschert, mit dem er sich eigentlich erst nach erfolgreicher Frequenzauktion beschäftigen wollte: seine eigene Zukunft.

Serentschys Vertrag als Chef der „Rundfunk- und Telekom-Regulierungs-GmbH/Fachbereich Telekommunikation und Post“, wie seine Funktion offiziell heißt, läuft mit Jahresende aus. Als der 63-Jährige 2002 erstmals – von FPÖ-Minister Mathias Reichhold – bestellt wurde, erhielt er einen Fünfjahresvertrag. Danach gab es zweimal Dreijahresverträge – von Werner Faymann und SPÖ-Kollegin Doris Bures. Zeit für eine(n) Neue(n) also, und damit „business as usual“? Oder doch nicht?

Insider halten den Umstand, dass der Vertrag Serentschys just rund um die Nationalratswahl endet, nicht für einen Zufall. Wäre nicht die einzige Position in einer staatsnahen Institution bzw. einem Unternehmen, die noch vor der Wahl neu besetzt werden soll, damit die Koalitionsparteien ihren Einfluss absichern. Wie „Die Presse“ exklusiv berichtete (12. Jänner 2013), hat die Regierung dazu eine Liste solcher Jobs erstellt.

Die Einschätzung, dass bei den Neubesetzungen von Austro Control bis Verbund nicht allein die ordnungsgemäße Nachfolgeplanung eine Rolle spiele, sondern vielmehr das Kalkül, die Kür mitzubestimmen, erhärtete sich in Sachen RTR unerwartet schnell. Die Position wurde überraschend schon am achten März ausgeschrieben, mit einer extrem kurzen Bewerbungsfrist von einem Monat – ein Dreivierteljahr vor Vertragsende. Bisher wurde stets in letzter Minute ausgeschrieben.

Das Argument des Infrastrukturministeriums, die Besetzung der Schlüsselposition rechtzeitig angehen zu wollen, ist zwar nicht ganz von der Hand zu weisen, mussten sich Bures' Vorgänger doch den Vorwurf gefallen lassen, „freihändig“ und „über Nacht“ entschieden zu haben. „Zufällig“ gibt es, kaum ist die Ausschreibung draußen, mit Johannes Gungl aber schon einen Favoriten, der auch das Wohlwollen des Ministeriums genießen soll.

Versierter Fachmann

Sollte sich Gungl, der sich noch nicht in die Karten blicken lässt, bewerben, wird er für Serentschy, der „sicher wieder“ antritt, jedenfalls ein starker Gegner. Denn der 44-jährige Jurist ohne explizite parteipolitische Punzierung gilt in der Branche als versierter Fachmann. Er arbeitete in der Energiewirtschaft, dann beim Mobilfunker Telering und zuletzt nach einem Intermezzo bei Coca-Cola als Chefjurist bei Orange. Gungl, der nach der Orange-Übernahme nun „frei“ ist, kennt die Telekomszene wie seine Westentasche. Dass Heinz Zechner, der Exmann von Sektionschefin Ursula Zechner, Gungls langjähriger Arbeitskollege bei Orange war, dürfte kein Nachteil sein.

Fachliche Kompetenz kann man Serentschy nach 13 Jahren RTR nicht absprechen. Zumal der einstige Arthur-D.-Little-Berater auch Chef der europäischen Telekom-Aufsicht Berec war. Diese Aufgabe habe ihm weniger Zeit für österreichische Belange gelassen, ätzen Kritiker. Nicht gerade von Vorteil ist zudem, dass Serentschy im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre bei der Telekom Austria, konkret dem „Kauf einer Gesetzesnovelle“, schwer unter Beschuss geraten ist.

Das Match um den Kontrollor des Telekom- und Postmarktes könnte aber eine Überraschung bringen. In der Ausschreibung heißt es: „Die Bewerbung von Frauen ist besonders erwünscht.“ Dieses Kriterium erfüllt wiederum Sabine Joham-Neubauer, die im Ministerium die Abteilung Telekom und Post leitet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2013)

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