Immofinanz-Prozess: 'Viel am Aufsichtsrat vorbei gemacht'

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The logo of Austrian property group Immofinanz is pictured on the rooftop of an office building in ViennaREUTERS
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Barvorlagen der Immoeast an eine Tochter der CPB seien nie Thema im Gremium gewesen, so der ehemalige Immoeast-Aufsichtsrat Reithofer.

Der Immofinanz-Prozess geht offenbar in den Endspurt. Richterin Claudia Loidolt-Moravec will übermorgen, Mittwoch, über die Zulassung der neu beantragten Privatbeteiligten entscheiden. Für den späteren Nachmittag wird erneut der gerichtlich bestellte Sachverständige Oliver Lintner mit weiteren, heute beauftragten Berechnungen zu den strittigen Optionsgeschäften erwartet. Für Freitag (12. April) erwartet Loidolt-Moravec dann die Schlussplädoyers in der Causa - danach folgt das Urteil.

Am heutigen zwölften Verhandlungstag sind die bisher letzten Zeugen im Prozess befragt worden. Der ehemalige Vorstandssprecher der Constantia Privatbank (CPB), Christoph Kraus, schilderte den Aufbau der Immo-Sparte in den 1990er Jahren. Dazu hatte er den angeklagten Karl Petrikovics zur Bank geholt. Er rechtfertigte die damalige Konstruktion, dass die Immofinanz über Managementverträge von der Bank geführt wurde, da die Immo-Gesellschaft als ein Fonds gesehen wurde. Später wurde die Immofinanz zu groß und entwickelte ein Eigenleben. Die Führung der CPB bzw. der Immofinanz/Immoeast durch Petrikovics in Personalunion sei später ein Thema geworden.

512 Mio. Euro an unbesicherten Forderungen

Ex-Wienerberger-Chef Wolfgang Reithofer war lange Zeit im Aufsichtsrat der Immoeast. Seiner Ansicht nach sind viele Dinge unberechtigterweise am Aufsichtsrat vorbei gemacht worden. 2007 habe es eine Diskussion über eine Beteiligung des Vorstandes an der Immoeast gegeben, diese wurde aber wegen rechtlicher Bedenken verworfen, schilderte Reithofer, der in Pension ist. 2008 seien dann 512 Millionen Euro an unbesicherten Forderungen bei der CPB aufgetaucht, für die in weiterer Folge der Bankeigentümer, die Constantia Packing BV, Haftungen übernahm. Ob auch die 41 Millionen Euro schwere "Barvorlage" aus dem Oktober 2006 der Immoeast darin enthalten war, weiß Reithofer nicht. Unter einer Barvorlage versteht man eine Art von Kredit bzw. Vorfinanzierung, die Banken für ihre Kunden leisten können.

Über diese Konstruktion wurde die Glattstellung der strittigen Optionsgeschäfte über den Treuhändler Ernst Hable vorgenommen. Dadurch lukrierten Petrikovics, die ebenfalls angeklagten Helmut Schwager (Ex-Aufsichtsratsvizechef der CPB) und Norbert Gertner (Ex-CPB-Vorstand) 20 Millionen Euro aus Aktienoptionsgeschäften im Bereich der CPB bzw. Immofinanz/Immoeast-Gruppe ohne eine Optionsprämie bzw. die Aktien je gekauft zu haben.

Der Immofinanz-Prozess wird am Mittwoch am Landesgericht Wien ab 10 Uhr im Saal 303 fortgesetzt.

(APA)

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