Fahrzeugindustrie: „Sind in gefährlicher Abwärtsspirale“

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Fahrzeugindustrie(c) APA/MARKUS LEODOLTER (MARKUS LEODOLTER)
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Die heimische Fahrzeugindustrie hat vor allem gegenüber Deutschland an Boden verloren.

Wien/Jaz. Österreichische Zulieferer und die deutsche Autoindustrie sind seit Jahrzehnten eng verbunden. Ging es den Deutschen gut, ging es auch den Österreichern gut. So war das zumindest einmal. Diese Situation hat sich inzwischen laut einer Studie von Fraunhofer Austria jedoch geändert. So konnte Österreich am jüngsten Aufschwung der deutschen Autoindustrie kaum partizipieren. Der Grund: Österreich hat an Wettbewerbsfähigkeit verloren.

„Nicht komplexe Teile werden von den Herstellern in Osteuropa produziert, weil es dort Lohnkostenvorteile gibt. Österreich kommt also nur bei komplexen Teilen infrage. Und hier stehen wir in direkter Konkurrenz zu Deutschland selbst“, so Studienautor Henrik Gommel am Mittwoch bei der Präsentation der Studie. Bis zur Krise von 2008/09 sei das nicht so tragisch gewesen. Denn damals hatte Österreich noch Vorteile bei den Lohnstückkosten. Seit damals seien diese Vorteile jedoch komplett zusammengeschmolzen. Unter anderem wegen der höheren Lohnabschlüsse hierzulande. „In den vergangenen zehn Jahren sind die Löhne in Österreich um 34Prozent gestiegen, in Deutschland hingegen nur um 18 Prozent“, so Gommel.

Ohne Lohnkostenvorteile würden sich viele deutsche Hersteller jedoch im Zweifelsfall für eine Produktion in Deutschland entscheiden. So machen nicht zuletzt die Gewerkschaften Druck, Jobs im eigenen Land zu erhalten oder zu schaffen. Verschärft wird diese Situation, weil die österreichische Fahrzeugindustrie stark vom Ausland kontrolliert wird. Dies betrifft zwar nur 42 von 306 Unternehmen der Branche, diese Firmen erwirtschaften mit 10,3 Mrd. Euro jedoch den Großteil des gesamten Branchenumsatzes von 11,9 Mrd. Euro.

Flexibilität kostenneutral steigern

„Österreich wird zu teuer“, lautet schlussendlich das Resümee der Studienautoren. „Die Fahrzeugindustrie befindet sich einer gefährlichen Abwärtsspirale“, heißt es weiter. Mit rund 30.000 direkt Beschäftigten und rund 160.000 indirekt Beschäftigten handle es sich dabei auch um den viertgrößten Wirtschaftszweig des Landes. Eine mögliche Lösung wäre es, die Flexibilität „kostenneutral“ zu steigern, um so wieder einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Deutschland aufzubauen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2013)

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