"Gier plus kriminelle Energie: Das war die Hypo"

HypoForensiker haben sich Liechtenstein
HypoForensiker haben sich LiechtensteinAPA
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Der Chefforensiker der notverstaatlichen Hypo Alpe Adria erklräte in einem Interview, bekannte Ex-Manager der Bank haben sich persönlich bereichert.

Ehemalige Manager der Hypo Alpe Adria Bank haben sich laut dem hauseigenen Chefforensiker der notverstaatlichten Bank, Christian Böhler, via Liechtenstein bereichert. Zwei Sachverhaltsdarstellungen gegen ehemalige Vorstandsmitglieder der Hypo wurden über Liechtenstein eingebracht. An weiteren werde gearbeitet, sagte Böhler im Gespräch mit dem "Standard". Die Aufarbeitung werde noch "zwei, drei Jahre" dauern. Bisher hat die Forensik Abteilung der Hypo 1100 Fälle analysiert und rund hundert Anzeigen eingebracht. Das Schadensvolumen wird mit rund einer Milliarde Euro beziffert.

Die Hypo expandierte nach dem Jugoslawien-Krieg stark in Südosteuropa. "Dort hat sie oft mit Schwerstkriminellen, Geheimdienstlern, Militaristen, hochrangigen, bestechlichen Politikern kooperiert. Kleine Provinzbanker, die sich mit solchen Leuten ins Bett legen, müssen mit Problemen rechnen", beschreibt Böhler die damalige Geschäftspolitik der Hypo. Laut derzeitigem Ermittlungsstand hat die Bank in Südeuropa auch Beamte bestochen, damit die dortige Aufsicht nicht tätig wird. Den Managern sei es darum gegangen "Geld zu machen, den Umsatz zu steigern und Boni zu kassieren". Die Nachhaltigkeit der Investments waren aber offenbar nicht von Bedeutung: "Sie haben Millionen in Steinhaufen investiert, und die Steinhaufen sind heute noch Steinhaufen. Pfeif-mir-nichts-Kapitalismus plus Gier plus kriminelle Energie: Das war die Hypo", so Böhler.

Bekannte Namen darunter

Derzeit versuchen die Forensiker die Profiteure der Deals zu identifizieren. In den meisten Fällen hätten sich "eine Handvoll Bankmanager etlicher Strohmänner auf der Kundenseite bedient und mit deren Hilfe systematisch Geld aus der Bank gezogen", verweist Böhler auf seine Ermittlungsergebnisse. Namen könne er keine nennen, aber etliche davon kenne die Öffentlichkeit. "Die haben das System der Bank für ihre eigenen kriminellen Machenschaften missbraucht, und heute büßen Mitarbeiter und Steuerzahler dafür."

Ein typischer Fall hat sich laut dem Hypo-Chefforensiker folgend abgespielt: "Der Banker spricht einen ihm vertrauten Kunden an, der auf seine Bitte hin ein Konto bei der Hypo in Liechtenstein eröffnet. Die Bank füllt dieses Konto, der Strohmann-Kunde hebt das Geld in bar ab, zahlt es gleich wieder auf ein anderes Konto ein - und von dort wird das Geld auf ein Drittkonto transferiert, von dem es Strohmann oder Manager abholen. Der Banker braucht das Geld, um jemanden zu bestechen oder um sich selbst zu bereichern. In aller Regel sind noch Berater involviert, die zur Verschleierung Scheinrechnungen legen."

Liechtenstein: "Waschmachine für Schwarzgeld"

In Liechtenstein hat die Forensik-Abteilung der Hypo rund 1700 Namen und Konten überprüft. Laut Böhler kristallisieren sich rund 300 Konten heraus, die mit kriminellen Vortaten zusammenpassen - und da werde man 30 bis 50 Sachverhalte anzeigen. "Liechtenstein war eine Waschmaschine für Schwarzgeld und eine Einrichtung, um Zahlungsflüsse zu verschleiern. Da wurden Millionen in bar behoben und im nächsten Moment wieder auf andere Konten eingezahlt."

(APA)

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