Das angeschlagene Unternehmen bauMax braucht erneut Kapital. Die Banken können auch auf die Kunstsammlung des Gründers zugreifen.
Klosterneuburg. Viele Millionen Euro hat die Familie Essl bereits in den Kampf um die angeschlagene Baumarktkette Baumax investiert. Gereicht hat es offenbar nicht. Nun steht laut einem Bericht des Wirtschaftsmagazins „Trend“ sogar die Kunstsammlung des Gründers Karlheinz Essl zur Disposition.
Der neue Baumax-Vorstandschef, Michael Hürter, der seit Anfang März das Unternehmen leitet, bestätigt, dass die Banken Zugriff auf die Kunstwerke hätten. Zwar habe der Baumax-Gründer die Sammlung vor zwei Jahren in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht – aber weil die dafür ausschlaggebende Fünfjahresfrist noch nicht abgelaufen ist, würden die Werte auch im Insolvenzfall der Masse zufallen.
200 Millionen Euro fehlen
Die Sammlung Essl mit rund 7000 Kunstwerken, seit 1999 in einem Museum in Klosterneuburg untergebracht, steht laut dem Magazin mit 86 Millionen Euro in den Büchern, der Verkehrswert betrage bis zum Dreifachen. Letztlich werde es für Essl senior wohl darum gehen, eine Lösung zu finden, die Geld bringt und gleichzeitig die Sammlung erhält. Kontakte zur öffentlichen Hand seien bereits geknüpft worden, heißt es.
Die Lage des Unternehmens hat sich zuletzt noch einmal zugespitzt. Schon 2012 war ein Horrorjahr. Der Verlust hatte sich von 47,2 auf 126 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Auch der Gruppenumsatz lag mit 1,20 Mrd. Euro um rund vier Prozent unter dem des Jahres 2011. Nun braucht das Unternehmen angeblich nochmals Kapital, zudem müssten die Gläubigerbanken Schulden nachlassen. In Summe ist von einer Größenordnung von bis zu 200 Millionen Euro die Rede. Die Ursache für den neuerlichen Kapitalbedarf ist der Rückzug aus der Türkei und Rumänien, wo Baumax sieben beziehungsweise 15 Standorte schließt. Dabei fallen allerdings Schließungskosten von „bis zu 20 Millionen Euro“ an, berichtet das Magazin unter Berufung auf Insider. Das Engagement in Ost- und Südosteuropa ist die größte Baustelle für Baumax.
Während man in Österreich schwarze Zahlen schreibt, sind viele der Tochtergesellschaften in den sieben osteuropäischen Ländern tief in der Verlustzone.
Schwarze Zahlen in Österreich
Gemeinsam mit den Beratern von Roland Berger hat Baumax ein Sanierungskonzept erstellt, die Banken haben die ursprüngliche Frist von Ende September 2015 bis Ende September 2016 verlängert. Aktuell gibt es in Österreich 66 Standorte, 24 in Tschechien, 14 in der Slowakei, 15 in Ungarn, vier in Slowenien, sieben in Kroatien, 15 in Rumänien, acht in Bulgarien und sieben in der Türkei. In Summe beschäftigt Baumax rund 8900 Personen, davon rund 4000 in Österreich. Baumax ist nach wie vor in Familienbesitz. Jedoch wurden als Sicherheiten die Marke Baumax sowie das gesamte Immobilienvermögen im In- und Ausland an die Banken verpfändet. (ag/red)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2014)