Der Leuchtenkonzern stellt vier bis sechs der 18 Werke zur Disposition und strafft Einkauf und Vertrieb. Österreich kommt bei dem Sparprogramm mit einem blauen Auge davon.
Wien/Dornbirn. Die Zukunft liege nicht im Stellenabbau, sagte Ulrich Schumacher im November des Vorjahres, nachdem er einen Monat zuvor die Führung des Lichtkonzerns Zumtobel übernommen hatte. Jetzt setzt der als beinharter Sanierer bekannte Deutsche doch den Sparstift an: Um die Ertragskraft des in den letzten Jahren unter einem rapiden Ertragsschwund leidenden Konzerns binnen drei Jahren zu verdoppeln, wird das Unternehmen umfassend umgebaut. Dazu werden rund 600 der 7160 Arbeitsplätze abgebaut und vier bis sechs der weltweit 18 Standorte geschlossen, verkauft oder verkleinert werden, erklärte Schumacher am Mittwoch auf einer Branchenmesse in Frankfurt.
450 Stellen sollen in der Produktion wegfallen, 150 Arbeitsplätze beim Vertrieb. Der Jobabbau trifft hauptsächlich Werke in Deutschland und Großbritannien, die 2400 Mitarbeiter in Österreich sind so gut wie gar nicht betroffen.
Umbau kostet knapp 55 Mio.
Die Restrukturierung wird den Konzern, dessen Aktie seit Jahresbeginn der Bestperformer im ATX ist, vorerst viel Geld kosten: Bereits in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2013/14 (Ende April) gab Zumtobel 14,5 Mio. Euro aus, vor allem wegen der Schließung des Werks in Fürstenfeld und des Vorstandswechsels. Für das vierte Quartal sowie das Geschäftsjahr 2014/15 rechnet man mit Restrukturierungskosten von je nochmals 15 bis 20 Mio. Euro – in Summe also bis zu 54,5 Mio. Euro.
„Wir müssen den Konzern grundlegend umformen, um ihn zurück auf die Erfolgsspur zu bringen“, sagte Schumacher. Durch die Zusammenlegung des Einkaufs und der Vertriebsstrukturen der Marken Zumtobel und Thorn sollen die Kosten sinken. Gleichzeitig erwartet der auf die Beleuchtung von Büros, Supermärkten und Straßen spezialisierte Konzern in den kommenden drei Jahren ein organisches Umsatzwachstum von jeweils drei bis fünf Prozent, vor allem weil sich die Baukonjunktur in Europa erholt.
Beides zusammen soll die operative Rendite (Ebit gemessen am Umsatz) im neuen Geschäftsjahr 2014/15 auf fünf bis sechs von zuletzt 4,6 Prozent heben. Für 2016/17 stellt Zumtobel eine Rendite von acht bis zehn Prozent in Aussicht.
Die Reduktion der Produktionsstandorte – welche betroffen sind, wollte Schumacher nicht sagen – soll die Auslastung in den restlichen Werken erhöhen. Es sei die Frage, ob man in China oder Neuseeland jeweils zwei Fabriken haben müsste, so der Zumtobel-Chef. Für zwei Werke gebe es Kaufinteressenten. Generell sei eine Verlagerung der Produktion von Europa nach China geplant. Auch soll Arbeit an asiatische Zulieferer ausgelagert werden. Betriebsrat Mario Wintschnig hat dennoch keine Bedenken, dass in Österreich reduziert werde. „Ich kenne kein Produkt von Dornbirn, das nach Asien verlagert werden soll.“ Neben Dornbirn hat Zumtobel in Jennersdorf und Innsbruck Werke.
Schwierige LED-Umstellung
Dem Vorarlberger Traditionsunternehmen, bei dem die Familie Zumtobel Großaktionär ist, hat die langwierige Umstellung auf die neue LED-Technologie, die Zurückhaltung öffentlicher Auftraggeber bei Straßenbeleuchtungen und die wachsende Konkurrenz asiatischer Hersteller zu schaffen gemacht. Der Nettogewinn ist in den letzten Jahren von 51,3 auf 15,2 und dann auf 6,1 Mio. Euro gesunken.
Nun will Schumacher mehr in die Forschung und Entwicklung investieren. Der Schwerpunkt liege auf der Standardisierung von Komponenten, auf Leuchtsystemen und Kontrolleinheiten. Dabei werden auch neue Geschäftsfelder ausgelotet. (eid/Reuters)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2014)