Zeuge im Telekom-V-Prozess: Huber schnappte uns Deal weg

Gebäude Schillerplatz 4
Gebäude Schillerplatz 4 REUTERS
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Ex-ÖBB-Chef Martin Huber soll das Wissen aus einer möglichen Partnerschaft mit Global Equity verwendet haben, um den Schillerplatz dann selber zu erwerben.

Überraschung im Schillerplatz-Prozess: In einer Zeugenaussage schilderte heute Michael T., dass der angeklagte Ex-ÖBB-Chef Martin Huber bei Vorgesprächen zu einem Kauf von drei Telekom-Immobilien bei seinem Unternehmen Global Equity als möglicher Partner dabeigewesen war. Dann hatte die Telekom den Schillerplatz aus dem Paket ausgeschieden und Huber hatte das Objekt selbst gekauft.

"Hat Huber sein Wissen dann verwendet, um es alleine zu erwerben?", fragte die Richterin. "Ja", bestätigte T. Sein Unternehmen hatte sich für drei von der Telekom offerierte Immobilien interessiert - am Schillerplatz 4, in der Lehargasse 7 und in der Berggasse. Ein Global Equity-Manager, der ein "Golfpartner" Hubers gewesen sei, habe damals gemeint, "holen wir uns einen Profi dazu". Huber, der als ehemaliger Porr-Manager Erfahrung im Bau-Geschäft hatte, sei dann als möglicher Partner für das geplante große Geschäft geholt worden.

"Plötzlich war das Projekt weg"

Mit Mitarbeitern aus der Telekom-Immobilienabteilung wurden dann Besichtigungen vorgenommen.Bei zwei Telekom-Gesprächsrunden habe er das Gefühl gehabt, "wir bekommen es". Eigentlich sei alles gut gelaufen. Die Global Equity hatte am 12. Februar 2004 ein Angebot für die drei Immobilien im Paket in Höhe von 23,1 Mio. Euro gelegt. Darin waren alle drei Häuser zur Gänze einbezogen. Der Schillerplatz wurde von der Global Equity gegenüber der Bank für eine Finanzierung mit 15 Mio. Euro Wertansatz angegeben. Intern habe man für den Schillerplatz 12,76 Mio. Euro "konservativ" kalkuliert - auch mit der Überlegung, dass man mit dem Preis höher gehen müsse und dann von der Bank die Finanzierung brauche.

Dann habe die Telekom plötzlich den Schillerplatz nicht mehr verkaufen wollen. "Wir waren ziemlich angefressen, dass das Projekt dann weg war", schilderte T. Einen Grund habe die Telekom nicht genannt. "Ab wann hat der Schillerplatz nicht mehr mitgespielt?", hakte die Richterin nach. "Auf alle Fälle nach den Gesprächen mit Huber", so der Zeuge. "Das nächste, was ich dann gehört habe, ist, dass der Herr Huber es gekauft hat. Zuerst wurde es herausgenommen, dann war es verkauft." Er hatte keine Chance, vielleicht mit einem höheren Angebot nachzubessern und die Schillerplatz-Immobilie doch zu erwerben, schilderte er.

Heute kein Urteil

Der Zeuge hat nun - zehn Jahre danach - trotzdem einen Immobiliendeal gemacht. Vor drei Monaten habe er die Lehargasse gekauft, eines der drei Häuser aus dem Telekom-Paket. Allerdings erst, nachdem dort der Dachbodenausbau genehmigt wurde. Die Telekom hat Teile des Gebäudes behalten, muss diese aber bei einem Verkauf an Michael T. zu einem Fixpreis anbieten. "Ich hoffe, dass die Telekom bald auszieht", meinte der Zeuge zur Erheiterung der Zuhörer.

Im Prozess wird heute kein Urteil fallen. Ein Zeuge, der von sich aus in einem Mail an den Staatsanwalt seine Aussage angeboten hatte, ist erkrankt, seine Einvernahme wird nun nächste Woche versucht. Das Gericht verzichtet nicht auf die Befragung, stellte Richterin Claudia Moravec-Loidolt heute klar.

Colombo zahlte 1,2 Mio. Euro in bar ein

Für eine weitere Überraschung im Telekom-V-Prozess sorgte der mitangeklagte ehemalige Telekom-Finanzchef Stefano Colombo. Er bestätigte auf Befragung, dass er von 2005 bis 2007 rund 1,18 Mio. Euro in Bar auf ein Konto der Deutschen Bank in Österreich eingezahlt hat. Auf die Frage der Staatsanwaltschaft woher diese großen Bargeldsummen kamen, verweigerte Colombo mit Verweis auf Ermittlungen der Finanzbehörden die Aussage. "Ich bin dabei, das dem Finanzamt zu erklären." Er bestätigte aber die Höhe der Summe und auch, dass er die Beträge in mehreren Tranchen eingezahlt hat. Der höchste einmalige Betrag lag bei 400.000 Euro. Bekannt wurden die Bareinzahlungen durch eine Geldwäsche-Verdachtsmeldung der Deutschen Bank im Jahr 2012.

(APA)

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