Die Fruchtbarkeit in Form von Schokolade

Schokoosterhasen
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Ostern ist das höchste Fest im Christentum. Wichtigstes Symbol ist jedoch der heidnische Osterhase.

Weihnachten ist sozusagen das globale „Aushängeschild“ aller christlichen Feste. Ein Fest, das zunehmend auch in von anderen Religionen geprägten Kulturen übernommen wird – nicht zuletzt aufgrund des Schenkens. Das liturgisch wichtigste Fest im christlichen Jahreskalender ist aber seit jeher Ostern. Die Kreuzigung Jesu Christi samt der Auferstehung wenige Tage später: Zwischen Karfreitag und Ostersonntag vollzieht sich jedes Jahr das Andenken an die Schlüsselstelle des Neuen Testaments, an jene Passage (die Übernahme der Sünden der Menschheit), auf die ein Großteil des christlichen Glaubens aufgebaut ist.

Symbol dieses wichtigsten christlichen Festes ist jedoch weder die Dornenkrone, die Jesus bei seiner Passion getragen hat, noch der Felsen, mit dem das Grab verschlossen wurde. Es ist ein heidnischer Hase.

Dieses kleine Säugetier war schon lange vor der Entstehung des Christentums ein häufig verwendetes Symbol für Fruchtbarkeit. So wurde der Hase etwa bereits in der ägyptischen Mythologie verwendet. Wann genau er im christlich geprägten Mitteleuropa das erste Mal auftauchte, ist unklar. Erstmals erwähnt wurde er jedenfalls vom deutschen Arzt Georg Franck von Franckenau 1682 in seiner Abhandlung „Satyrae Medicae: Disputatione ordinaria disquirens de ovis paschalibus – von Oster-Eyern“, in der dieser die österlichen Bräuche in seiner mitteldeutschen Heimat beschreibt. Mit dabei: ein Hase, der Eier versteckt, die zur Belustigung vor allem der Kinder gesucht werden müssen.

Die Verbindung von Hasen und Eiern wird heute vielfach damit erklärt, dass es im Mittelalter üblich war, dass Bauern einen Pachtzins an ihre Lehensherren leisten mussten. Im Frühjahr – rund um Ostern – wurde dieser häufig in Form von Eiern und geschossenen Hasen erbracht. Der Zusammenhang zwischen Ostern, den Hasen und den Eiern war geschaffen.

Hohlfiguren. Mitte des 19. Jahrhunderts dürften die Hasen von Konditoren dann erstmals aus Schokolade geformt worden sein. Damals allerdings noch massiv und daher vor allem als Schaufensterdekoration. Die Hohlfiguren-Technik kam erst Anfang des 20. Jahrhunderts auf, als Konditoren die Idee ersannen, entsprechende Formen in Honigschleudern zu spannen, und diese dann mit flüssiger Schokolade füllten.

Der erste Schoko-Osterhase nach heutigem Verständnis – also in Folie verpackt – dürfte irgendwann in den 1950er-Jahren in Deutschland produziert worden sein. Seither entwickelte er sich aber zu einem globalen Exportschlager. Noch heute werden allein in Deutschland jedes Jahr fast 200 Mio. Hasen produziert. Einige Millionen davon dürften an diesem Wochenende auch in den Mägen der Österreicher landen. Dazu kommen noch rund 50 Mio. Eier, die zu Ostern ebenfalls verspeist werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2014)

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