Kopf: „Öffnen, solange Motor gut läuft“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Interview. AMS-Chef Kopf will Arbeitsmarkt in Zeiten geringer Arbeitslosigkeit aufmachen.

Die Presse: Als AMS-Chef müssten Sie doch vehement gegen eine Öffnung des Arbeitsmarktes sein. Sind Sie aber nicht. Warum?

Johannes Kopf: Die Öffnung des Arbeitsmarktes wird sicher einen gewissen Angebotsdruck erzeugen. Es geht aber nicht um die Frage, ob wir öffnen oder nicht. Sondern nur noch um die Frage, wann. Aus juristischen Gründen können wir 2009 den Markt nur geschlossen halten, wenn wir nachweisen können, dass unser Arbeitsmarkt noch gestört wird. Das wird uns mit diesen niedrigen Arbeitslosenzahlen nicht gelingen. Da hat die Politik wenig Gestaltungsspielraum. Wir könnten gar nicht sagen: „Wir lassen den Markt zu.“

Die Frage stellt sich gar nicht mehr?

Kopf: Moment, das ist das juristische Argument. Dazu gibt es noch ein inhaltliches. Die Öffnung wird in Grenzregionen oder in schlechter qualifizierten Branchen zu Problemen führen. Es ist aber wichtig, dass wir uns in Zeiten einer Hochkonjunktur öffnen, wo es noch immer ein Beschäftigungswachstum gibt. Passierte das in Zeiten einer Konjunkturdelle, würden die Emotionen heftiger ausfallen. Ich erinnere nur an die Diskussionen: 10.000 Arbeitslose mehr, 10.000 Ausländer mehr. Das ist für mich eine gesellschaftspolitische Komponente. Es ist besser, dann zu öffnen, wenn der Motor so gut läuft, so wie jetzt.

Vielleicht ist selbst 2009 zu spät. Sollte man den Arbeitsmarkt nicht sofort öffnen?

Kopf: Ich sage nicht „sofort“. Aber tatsächlich öffnet sich Österreich jetzt schon in einzelnen Bereichen. Schlüsselkräfte sind quotenfrei, Pflege ist schon zugelassen. Jetzt gibt es die Fachkräfteverordnung für Metaller, weil wir da hohen Bedarf haben. Wir liefern Minister Bartenstein bis Ende September eine Prognose für das nächste Jahr, welche Berufe ebenfalls Bedarf haben. Ich kann mir vorstellen, dass der Minister nächstes Jahr wieder eine Fachkräfteverordnung machen wird, und die wird wohl größer sein und mehr Berufe umfassen.

Welche Berufe könnten das sein?

Kopf: Zum Beispiel Maurer, Dachdecker, Bauspengler und Elektroinstallateure.

Bis dahin, spätestens bis Mai 2011 muss das AMS eine Strategie haben, wie es in den gefährdeten Branchen die Arbeitslosigkeit eindämmt.

Kopf: Die Strategie ist schon 2006 begonnen worden, indem man die Mittel des AMS für Qualifizierung um ein Drittel erhöht hat. Konkret schulen wir viel mehr Menschen als je zuvor und versuchen aus niedriger Qualifikation eine höhere zu machen. Dann sind sie konkurrenzfähiger. Die Arbeitslosenquote von Personen, die bloß Pflichtschulabschluss haben, liegt bei 17 Prozent, von jenen mit Lehrabschluss liegt sie bei 6,8 Prozent.

ZUR PERSON

Der 33-jährige Jurist sitzt seit dem Vorjahr zusammen mit Herbert Buchinger an der Spitze des AMS. Davor war er im Kabinett von Minister Bartenstein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2007)

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