Tourismus: „Zweitwohnsitz ist Totengräber des Tourismus“

Ludwig Muxel, Bürgermeister von Lech am Arlberg, wehrt sich gegen „Ausverkauf der Heimat“.

WIEN (g. h.).Empört reagierte der Bürgermeister der Tourismus-Hochburg Lech am Arlberg, Ludwig Muxel, auf die Forderung der Hotellerie, Ausländer als Zweitwohnbesitzer zuzulassen. „Zweitwohnsitz ist der Totengräber des Qualitätstourismus.“ Seit Jahren erlaubt Lech am Arlberg generell keine Zweitwohnsitze mehr. Derzeit seien etwa zwanzig Verfahren gegen illegale Zweitwohnbesitzer in Lech anhängig, so der Ortschef.

Die Leute würden zwar offiziell ihren Hauptwohnsitz in Lech errichten, seien aber dann nur ein paar Wochen im Jahr anzutreffen. Gegen diese Missstände werde rigoros vorgegangen, „sonst entstehen in den Alpen Geisterdörfer“, warnt Muxel und verweist auf Wintersportorte in der Schweiz und in Frankreich, wo diese Probleme längst Realität geworden sind.

Hotellerie für Liberalisierung

Klaus Ennemoser, Obmann der Sparte Hotellerie in der Wirtschaftskammer, hatte in der „Presse“ das Tiroler Grundverkehrsgesetz als EU-widrig bezeichnet. Er tritt für eine völlige Liberalisierung ein. Der Zweitwohnsitz sei ein Markt, der an Österreich vorbei ziehe.Muxel hält entgegen, dass durch diesen Markt die einheimische Bevölkerung vertrieben werde, weil die Immobilienpreise in exorbitante Höhen steigen. „Es vergeht keine Woche, wo nicht einer zu mir sagt: Ich bin so reich, ich bin so wichtig, ich brauch einen Zweitwohnsitz.“

Ennemosers Vorstoß zielt vor allem auf die sogenannte Para-Hotellerie ab. Diese Hotels beherbergen nicht nur Gästezimmer, sondern auch Eigentumswohnung. Durch den Verkauf der Appartements kann der Bau leichter finanziert werden. „Das ist ein gefährlicher Weg“, sagt Muxel. „Guter Tourismus lebt von Familien geführten Unternehmen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2008)

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