OMV: "Ob Produktion in Libyen bleibt? Inschallah!"

File photo of OMV oil tanks in Auersthal
File photo of OMV oil tanks in AuersthalREUTERS
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Der Produktionsausfall in Libyen, ein schwächerer Dollar und Überkapazitäten haben zu einem Gewinneinbruch um 57 Prozent geführt.

Wien. Es war kein gutes erstes Halbjahr für den heimischen Öl- und Gaskonzern OMV. Fast 60 Prozent weniger Gewinn konnte das Unternehmen zwischen Anfang Jänner und Ende Juni erzielen. Doch auch nach diesem Rückgang sind die Zahlen weiterhin respektabel: So verdiente die OMV mit einem Nettogewinn von 433 Mio. Euro immer noch mehr als der Großteil aller anderen Unternehmen im Land.

Grund für den markanten Rückgang war laut OMV-Chef Gerhard Roiss ein Zusammentreffen mehrerer negativer Umstände. Am entscheidendsten dabei: die Verschlechterung der politischen Lage in Libyen. Das nordafrikanische Land stellte einst ein Zehntel der gesamten OMV-Produktion von rund 300.000 Fass Öläquivalent (Öl und in Öl umgerechnetes Gas) pro Tag. Im ersten Halbjahr stand die Produktion auf dem Feld, bei dem die OMV eine Minderheitsbeteiligung hat (Betreiber ist die spanische Repsol) lange Zeit bei null. „Und der Unterschied zwischen hundert Prozent Produktion und null Prozent Produktion in Libyen heißt für uns aufs Jahr gerechnet einen Unterschied beim Betriebsgewinn von 950 Mio. Euro", so OMV-Finanzvorstand David Davies bei der Präsentation der Halbjahreszahlen am Dienstag.

Ein erster Tanker nach Triest

Inzwischen hat sich die Situation zwar gebessert - die tägliche Produktion in Libyen beläuft sich auf 8000 Fass, und ein erster Tanker ist bereits auch wieder nach Triest unterwegs. Ob dies eine baldige Rückkehr zur Normalität bedeutet, kann Roiss aber nicht beantworten: „Inschallah (So Gott will, Anm.)", meint er auf die entsprechende Frage.

Für die OMV ist der Ausfall der libyschen Produktion doppelt bitter, da es sich mit Produktionskosten von zwei Dollar je Fass nicht nur um ein extrem rentables Ölfeld handelt, sondern die Qualität auch sehr gut und die Raffinerie im bayrischen Burghausen auch extra darauf abgestimmt ist.

Daher zeigte sich Roiss am Dienstag über seine eigene Entscheidung glücklich, das künftige Heil der OMV im Norden Europas zu suchen. Wie berichtet hat sich der Konzern ja in mehreren Nordsee-Feldern eingekauft, die per Ende des Jahres bereits 40.000 Fass pro Tag produzieren sollen. Dies jedoch zu deutlich höheren Kosten. So muss ein Fass in der Nordsee zurzeit noch um 25 Dollar aus der Erde geholt werden. Per Jahresende soll dieser Wert aufgrund der größeren Menge aber auf den OMV-Schnitt von 17 Dollar je Fass sinken.
Die anderen beiden Negativfaktoren für die OMV-Bilanz wird dies aber nicht verändern. So litt der Konzern auch unter einer Abschwächung des Dollar gegenüber dem Euro. Diese hat laut Davies im ersten Halbjahr die Gewinne aus dem gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegenen Ölpreis wieder mehr als wettgemacht.

Zu viele Raffinerien

Zu guter Letzt bereitet auch die Situation auf dem europäischen Raffineriemarkt weiterhin Kopfzerbrechen. So liegt die Nachfrage mit 630 Mio. Tonnen trotz einiger Schließungen immer noch deutlich unter der Kapazität von 820 Mio. Tonnen. Dies reduziert naturgemäß die Auslastung der Raffinerien und drückt so ihre Margen. Laut OMV sind die eigenen Raffinerien zwar bereits deutlich über dem Branchenschnitt ausgelastet, dies soll aber weiter gesteigert werden. Zudem soll auch die Reduktion beim oft unrentablen Tankstellengeschäft vorangetrieben werden. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2014)

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