Chronologie: Auf und Ab in über 100 Jahren

Krisen gemeistert, abgebrannt, Stammwerk stillgelegt.

Eine wechselvolle Geschichte hat die Glanzstoff in den mehr als 100 Jahren ihres Bestehens durchlebt. Infolge der Weltwirtschaftskrise 1930 bis 1932 musste der Betrieb bereits einmal länger stillgelegt werden. Wiederholt wurden Krisen gemeistert, nach Umgründungen und auch nach einem Bankrott ging es immer wieder aufwärts. Das hoffte man auch nach dem verheerenden Großband vom 10. Jänner 2008. Seit heute, Freitag, ist das Schicksal des Traditions-Werks in St. Pölten besiegelt: Die Produktion am bisherigen Stammwerk in der niederösterreichischen Landeshauptstadt muss Ende 2008 dicht gemacht werden.

Glanzstoff gehört seit 1994 zur Firmengruppe des deutschen Industriellen Cornelius Grupp. Grupps Firmen beschäftigen weltweit mehr als 6.500 Menschen, darunter rund 1.700 in Österreich. Bei Glanzstoff am Standort St. Pölten sind aktuell 327 Mitarbeiter von der Werksschließung betroffen. Etwa zehn bis 15 werden weiter die Aufgaben der "Holding" erledigen, deren Sitz in der niederösterreichischen Landeshauptstadt erhalten bleibt.

Als die "alte" Glanzstoff Anfang der 90er Jahre in die bisher letzte große Krise schlitterte und unter dem damaligen Eigentümer Lenzing bankrott wurde, kaufte Grupp 1994 Teile des Unternehmens heraus. Seither galt er in und um St. Pölten als "Retter" von Glanzstoff. Mit der Entwicklung künstlich hergestellter Fasern auf Viskosebasis leitete das Unternehmen vor Jahrzehnten eine "textile Weltrevolution" ein. Nicht nur für Textilien und Bekleidung wurden die neuen Fasern eingesetzt, sondern auch im technischen Bereich, etwa für Gewebe in Reifen.

Wie es begann:

1904: Gründung der Ersten Österreichischen Glanzstoff-Fabrik AG unter Ing. J. Urban.

1965: Die Produktion wird auf Viskose-Reifengarn erweitert. In den Folgejahren Entwicklung zum österreichischen "Exportkaiser".

1990 Börsegang.

1994: Die CAG-Holding von Cornelius Grupp übernimmt. Expansion auch mit Unternehmen im Ausland. Der Betrieb wird danach zum zweitgrößten Hersteller weltweit.

1997: Übernahme von Uniroyal Engelbert Textilcord.

1998: Übernahme der technischen Faserproduktion von der Lovochemie, Gründung von Glanzstoff Bohemia.

1999: Übernahme des in St. Quentin/Frankreich gegründeten Konvertierbetriebes Transtex S.A.

2001: Start neues Produktionsverfahren ("Continue-Spinn-Technik")

2008: 10. Jänner: Großbrand, Wieder-Aufnahme des Betriebs mit 40 Prozent der Kapazität Ende April.

18. Juli: Der Vorstand gibt bekannt: Aus für Produktion in St. Pölten mit Jahresende.

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