Erste-Bank-Chef: „Normalisierung der Branche“

Bank. Das schlechtere Rating für die heimischen Banken durch den Wegfall der „impliziten Staatsgarantien“ sei kein Problem, da dies auch die anderen europäischen Banken betreffe, sagt Erste-Bank-Österreich-Chef Thomas Uher.

Wien. Um mehrere Stufen werde das Rating für die heimischen Banken herabgestuft, kündigte die Ratingagentur Fitch Ende der Vorwoche an. Grund dafür sei der Wegfall der „impliziten Staatsgarantie“ in Folge der Hypo-Affäre. Bisher war man nämlich davon ausgegangen, dass Staaten Banken in letzter Konsequenz auffangen werden.

Die Auswirkungen auf die Refinanzierung der heimischen Banken könnten aber trotzdem überschaubar bleiben, sagte Thomas Uher, Chef der Erste Bank Österreich am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Grund dafür ist, dass es zwar zu einer deutlichen absoluten Verschlechterung beim Rating kommen werde, relativ zu den wichtigsten Konkurrenten – auch aus dem EU-Ausland – sich aber wenig verändern könnte. Denn die impliziten Staatsgarantien würden aufgrund der EU-Regeln zur Bankenabwicklung auch in anderen Ländern wegfallen.

Daher kann Uher auch der Vorgehensweise von Finanzminister Schelling im Fall der Heta durchaus etwas abgewinnen. „Ich bin über die couragierte Vorgangsweise positiv überrascht.“ Wenn jetzt keine groben Fehler gemacht würden, seien die Folgen für den Finanzplatz auszuhalten. Der Finanzminister dürfe nur nicht „zu tricky“ – also listig – agieren.

Einen Vertrauensverlust der anderen Art ortet Uher jedoch bereits bei der heimischen Wirtschaft, weshalb das Wachstum in Österreich auch auf sich warten lasse. „Es gibt bei uns keine Investitionsklemme. Aber es ist für richtiges Wachstum zu wenig und für eine Krise zu viel.“ Den Vorwurf, dass die Banken bei der Kreditvergabe zu restriktiv seien, weist Uher zurück. „Unsere Ablehnungsquote liegt bei zehn bis 15 Prozent und somit nicht höher als vor der Krise. Wir haben damals auch nicht alles finanziert.“

Angesichts der aktuellen EZB-Politik sei diese Wachstumsschwäche ziemlich bedenklich. „Die Zinsen wurden von der EZB de facto abgeschafft. Trotzdem muss man das Wachstum mit der Lupe suchen.“ Dies, obwohl nun auch der Eurokurs durch das EZB-Anleihenkauf-Programm „nach unten geprügelt werde“. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2015)

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