Volksbanken sind nur noch „Ramsch“

Fabry
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Die Ratingagentur Fitch stuft europaweit Banken herunter, da es keine „implizite Staatsgarantie“ mehr gebe. Neben den Volksbanken trifft das auch Raiffeisen, Erste und Bank Austria.

Wien. Eineinhalb Monate. Um diesen Zeitraum kommt die Neubewertung des Ratings für europäische Banken durch die Ratingagentur Fitch für die heimischen Volksbanken zu früh. Denn in eineinhalb Monaten – per Anfang Juli – soll sich das wirtschaftlich schwer angeschlagene Spitzeninstitut ÖVAG selbst aufspalten und in eine Bad Bank verwandeln. Der Rest des Volksbanken-Sektors soll dann mit einer neuen Zentrale in Form der bisherigen Volksbank Wien-Baden sozusagen „von Null auf“ neu starten.

Doch dieser Neustart wird von Fitch nun unter dunkle Wolken gestellt. So gab die Ratingagentur am Dienstagabend ihre bereits im März angekündigte Neubewertung der Bonität für eine Reihe europäischer Banken bekannt. Und diese bedeutete durch die Bank Herabstufungen. Für den Volksbanken-Verbund fällt diese Runterstufung besonders drastisch aus. Der gesamte Sektor hat für Fitch kein „Investment Grade“ mehr – gilt also als „Ramsch“.

Hypo als Grund

Grund für die allgemeine Herabstufung der Bonitäten von Banken ist der Verlust der „impliziten Staatsgarantie“. Es wird also nicht mehr angenommen, dass der Staat in jedem Fall einspringt, wenn ein Institut in die wirtschaftliche Schieflage gerät. Anlass für diese Neubewertung ist einerseits die im Vorjahr verabschiedete EU-Richtlinie zu Bankeninsolvenzen und andererseits der damit zusammenhängende Fall der Hypo-Alpe-Adria-Bad-Bank Heta. Bei dieser wurde ja auf Basis der Richtlinie ein Schuldenmoratorium für die Gläubiger beschlossen und ein Schuldenschnitt angekündigt.

Für die meisten Banken bedeutet dies eine Abstufung um zwei bis drei Stufen in der Rating-Skala. So wurden Erste und Bank Austria um zwei Stufen auf BBB+ und Raiffeisen International um drei Stufen auf BBB zurückgestuft. Auch die deutsche Commerzbank wurde um vier Stufen auf BBB gesenkt. Besonders drastisch war die Neubewertung jedoch für den heimischen Volksbanken-Verbund. Dieser wurde um sieben Stufen auf die Bonitätswertung BB- herabgestuft. Und dies hängt maßgeblich mit der – noch nicht aufgespalteten – ÖVAG zusammen.

So sieht man bei Fitch zwar die Pläne für die Gründung einer Bad Bank als positiv an. Da der ganze Vorgang von der Aufsicht noch nicht endgültig genehmigt ist, sei das Ganze jedoch weiterhin mit Unsicherheiten behaftet. Und die ÖVAG selbst wird von Fitch bereits seit Februar nur mehr als „Ramsch“ gesehen. „Die Implementierung des Banken-Insolvenzgesetzes erhöhte das Risiko eines Schuldenschnittes für ÖVAG-Investoren erheblich“, schrieben die Analysten bereits damals.

Die noch nicht vollzogene Abspaltung der ÖVAG vom restlichen Volksbanken-Sektor ist nun also ein Mühlstein für den Verband. Sobald dieser erfolgt sei, könne es zwar wieder eine Neubewertung samt Heraufstufung des Ratings geben, heißt es. Sicherheit dafür gibt es aber keine.

Auch S&P droht mit Abstufung

Mit dem Entzug der „impliziten Staatsgarantie aus dem Rating ist Fitch auch nicht allein. Standard & Poor's hat bereits im Vorjahr Banken um eine Stufe heruntergestuft und im Februar den Outlook neuerlich mit negativ bekräftigt und eine weitere Herabstufung um bis zu zwei Stufen angekündigt.

Offen ist jedoch die Frage, wie stark sich die Verschlechterung der Bonitätsnote auf die Refinanzierungskosten der Banken auswirkt. Für die meisten Großbanken, die nur gering herabgestuft wurden, werden die Folgen überschaubar bleiben, meint Dieter Hein vom deutschen Analysehaus Alphavalue, das den deutschen und österreichischen Bankenmarkt beobachtet. „Ratingabstufungen finden in der Regel eher zu spät als zu früh statt“, sagt Hein. Die Finanzmärkte hätten die dahinter liegenden Gründe meist bereits eingepreist. „Es würde mich daher überraschen, wenn es eine deutliche Reaktion am Markt gibt.“ Ob dies bei einer Verschlechterung des Ratings in den „Ramsch“-Bereich auch zutrifft, ist jedoch fraglich.

Für die Volksbanken war dies am Dienstag jedoch nicht die einzige schlechte Meldung. Zumindest für jene „Rebellen“, die sich nach wie vor gegen die Fusion verwehren. So meinte FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller am Rande einer Pressekonferenz zu den Folgen für diese Banken: „Wir werden uns ganz genau ansehen, ob die Voraussetzungen für eine Bankkonzession gegeben sind. Und es kann für eine kleine Bank sehr schwierig sein, alle Anforderungen fristgerecht zu schaffen. Wir sind da sehr skeptisch.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2015)

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