Krisenwährung Gold ist wieder stark gefragt

Die Nachfrage nach Gold hat 2015 überall angezogen, besonders in Asien.
Die Nachfrage nach Gold hat 2015 überall angezogen, besonders in Asien.(c) REUTERS
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Die Münze Österreich konnte ihren Absatz 2015 weltweit um 45 Prozent erhöhen. Die stärkste Nachfrage kommt aus China und Indien.

Wien. Der Goldpreis hat in den vergangenen Jahrenviel einstecken müssen. Nach einem Hoch von knapp 1800 Dollar pro Unze im Jahr 2011 ist er im Sommer vergangenen Jahres auf rund 1050 Dollar gefallen – seitdem ging es wieder bergauf, auf zuletzt rund 1100. Aber auch wenn es durchaus noch zu einem endgültigen Tief unter 1000 Dollar kommen könnte, verschweigt der Dollarpreis des Edelmetalles zwei wichtige Faktoren.

Denn erstens befindet sich der Goldpreis in Euro gemessen seit mittlerweile zwei Jahren wieder in einem Aufwärtstrend. Und zweitens hat die nach der Finanzkrise weltweit explodierte Nachfrage nach physischen Münzen und Barren nie wirklich nachgelassen.

Nichts zeigt das besser als die Verkaufsstatistik der Münze Österreich, die der „Presse“ exklusiv vorliegt. Die Münze gehört dank dem sehr erfolgreichen Wiener Philharmoniker zu den fünf größten Anbietern von Anlagegold weltweit. Im Jahr 2015 verkaufte die Münze rund 1,32 Millionen Unzen Gold.

„Es war ein sehr gutes Jahr, in Unzen gemessen das fünftbeste in der Geschichte der Münze“, so Generaldirektor Gerhard Starsich. Gegenüber 2014 ist die Goldnachfrage um fast 45 Prozent gestiegen. Damals hatte der Goldverkauf mit 910.000 Unzen den tiefsten Stand seit der Finanzkrise erreicht. Seitdem hat allein der Verkauf von Philharmoniker-Münzen um fast 60 Prozent angezogen.

Die stärksten Monate waren mit einem Absatz von jeweils mehr als 200.000 Unzen der Juli sowie der Dezember 2015. Die Zahlen der Münze Österreich decken sich mit dem vom World Gold Council ermittelten weltweiten Trend, der ebenfalls einen Anstieg der Nachfrage nach physischem Gold im vergangenen Jahr verzeichnet. Hier fehlen noch die Daten für das vierte Quartal.

Zentralbanken kaufen weiter

Die weltweit stärkste Nachfrage kommt mit jeweils mehr als 250 Tonnen pro Quartal aus China und Indien, wobei die Abwertung des chinesischen Yuan sowie anderer asiatischer Währungen dabei sicher eine wichtige Rolle gespielt hat. China hatte Indien zuletzt als größten Goldmarkt der Welt überholt.

Europa und die USA hinken insgesamt zwar hinterher, holen aber auf. Schon im dritten Quartal (also vor dem Boom im Dezember) verzeichneten die USA ein Nachfrageplus von 62 Prozent, während die Goldnachfrage in Deutschland um 31 Prozent und in Österreich um 35 Prozent anzog.

Ein Rundruf der „Presse“ bei den österreichischen Edelmetallhändlern Philoro, Gold & Co., VG Edelmetalle und Pro Aurum bestätigte, dass die Goldabsätze hierzulande im vergangenen Jahr wieder zugelegt haben. „Egal welchen Kunden man fragt, egal ob Arbeiter oder Akademiker, die Leute haben ein wachsendes Misstrauen dem System gegenüber und wollen sich absichern. Der Dezember war besonders stark, da haben wir an einem Tag alle bisherigen Rekorde gebrochen“, sagt Walter Hell-Höflinger, Geschäftsführer von Gold & Co.

Pro Aurum, der größte Händler im deutschen Sprachraum, verzeichnete 2015 ein Plus von 25 Prozent bei Gold und 17 Prozent beim Silberabsatz. Dieser Trend wird durch Nachfrage aus Zentralbanken gestützt, die seit 2009 netto kein Metall abgegeben haben, sondern zukaufen. Besonders Russland, China und andere asiatische Länder haben bei den Goldreserven großen Nachholbedarf. Und auch die Spekulanten und Großinvestoren kehren jetzt in den Markt zurück.

Vergangene Woche haben Hedgefonds ihre Wetten auf einen kurzfristigen Goldpreis-Anstieg verdoppelt. Selbst die US-Goldfonds, aus denen in den vergangenen Jahren hunderte Tonnen abgeflossen sind, erhalten wieder Zulauf. Analysten erwarten allerdings, dass der Goldpreis heuer unter 1100 Dollar bleiben wird, denn die Inflationserwartungen bleiben gedämpft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2016)

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