Größte Pleite: Ukraine-Firma Activ Solar mit Sitz in Wien pleite

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Die Gesellschaft geriet in den Strudel der ukrainischen Politik. 500 Millionen Schulden bei Solarprojekten summierten sich zur größten Unternehmenspleite des Jahres.

Die Firma Activ Solar mit Sitz in Wien ist pleite. Das Unternehmen, das in Solarprojekte in der Ukraine investiert ist, hat über 500 Mio. Euro Schulden angehäuft. Nun wurde am Wiener Handelsgericht ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Das Unternehmen soll fortgeführt werden. Die Firma bietet ihren Gläubigern eine Quote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren.

Die GmbH geriet in den Strudel der ukrainischen Politik und wird in Kiew nach wie vor den österreich-affinen Politikerbrüdern Kljujew zugerechnet. Sie haben dies allerdings bisher vehement dementiert.

Serhij Kljujew, früher Spitzenpolitiker von Viktor Janukowitschs "Partei der Regionen", hatte im Vorjahr seine parlamentarische Immunität verloren und sich einer wahrscheinlichen Festnahme durch Flucht entzogen. Er und sein Bruder Andrij sollen sich Medienberichten zufolge in Russland aufhalten. Die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew wirft Serhij Kljujew Wirtschaftsvergehen und Amtsvergehen in den Jahren 2007 bis 2010 vor. Es geht unter anderem um Vermögenstransfers zum österreichischen Firmenimperium der Brüder. Ihnen gehört etwa die Firma SLAV, die an Unternehmen in der Ukraine beteiligt ist. Für die Brüder gilt die Unschuldsvermutung.

Größte Pleite des Jahres

Die nunmehr insolvente Activ Solar GmbH wiederum gehört zwischenzeitlich zu 100 Prozent dem Wiener Anwalt Stefan Benesch, wie aus dem FirmenCompass hervorgeht. Einer der Geschäftsführer ist Kaveh Ertefai, Schwiegersohn von Serhij Kljujew.

Die Pleite der Activ Solar GmbH ist mit Passiva von 503,4 Mio. Euro die größte im bisherigen Jahr 2016, so Creditreform. Dem Schuldenberg stehen Aktiva von 18,6 Mio. Euro gegenüber. 34 Gläubiger und drei Arbeitnehmer sind betroffen.

Gerichtsurteil belastete

Die Firma hat in der Ukraine ein Siliziumwerk gekauft, von ihr entwickelte Solarprojekte umgesetzt und ein "Modernisierungsprojekt" gestartet. Das Unternehmen habe sofort nach Einsetzen der Krise zwar Restrukturierungsmaßnahmen ergriffen, weitere Investitionen in das Siliziumwerk gestoppt, unrentables Anlagevermögen verkauft.

Im Oktober 2015 erging jedoch in Kiew ein Schiedsspruch, der das Unternehmen zu einer Zahlung von 57 Mio. Euro verpflichtete. Es folgte ein monatelanger Rechtsstreit, Vergleichsgespräche scheiterten. "Daher muss die Antragstellerin die Zahlungsfähigkeit eingestehen", schreiben die Kreditschützer unter Berufung auf den Insolvenzantrag.

(APA)

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