Rewe-Chef: Einfluss des Handels bei Milchpreis überschätzt

Rewe-Chef Frank Hensel
Rewe-Chef Frank Hensel (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Nur ein Viertel der produzierten Menge gehe in den Lebensmittelhandel, sagte Rewe-Chef Hensel. International dominiere der günstigste Produzent den Preis.

Der Milchpreis ist in den vergangenen eineinhalb Jahren um 15 Cent abgestürzt. Und keiner sieht die Ursache in seiner Branche. Landwirtschaftskammer-Präsident Schultes hatte vor Kurzem gesagt, die Österreicher haben "bei der Menge nicht gesündigt". Auch der Handel hat sich nun in der Person von Rewe-Chef Frank Hensel zu Wort gemeldet. "Der Einfluss des Handels auf die österreichische Milchproduktion und Preisgestaltung wird deutlich überschätzt", sagte er laut "Kronen Zeitung". Nur ein Viertel der produzierten Milchmenge gehe in den Lebensmittelhandel, bei Rewe seien es neun Prozent.

"Die restlichen drei Viertel gehen in Gastronomie, in Großküchen und vor allem in den Export", erklärte der Chef des Handelsriesen. Insbesondere auf dem internationalen Markt herrsche ein äußerst harter Preiskampf - "denn dort hat derjenige die Vormachtstellung, der am günstigsten produzieren kann", so Hensel. Derzeit werde fast überall billiger angeboten als in Österreich. Rewe (Billa, Merkur und Co.) stehe jedenfalls in den aktuell schwierigen Zeiten zu den heimischen Bauern.

Fischler befürwortet Zinsstützungen

Existenzsorgen plagen zahlreiche Milchbauern. Daher soll es nach Ex-EU-Agrarkommissar Franz Fischler trotz massiver Kritik Zinsstützungen für diese geben. Vor allem jene Landwirte, denen in Zeiten guter Milchpreise von Molkereien und Experten geraten worden sei, zu investieren, kämen jetzt stark unter Druck, so Fischler laut "Tiroler Tageszeitung".

Auf die Frage, ob es gerechtfertigt sei, dass das Land jetzt Bauern mit Zinsstützungen von 770.000 Euro für Agrarinvestitionen unter die Arme greift, obwohl sie für die Überproduktion verantwortlich sind, sagte Fischler: "Natürlich kann man das in einer Nachbetrachtung kritisieren, aber grundsätzlich ist die Vorgangsweise des Landes nicht falsch. Es muss im allgemeinen Interesse sein, dass die Vollerwerbsbauern nicht pleitegehen." Eine gewisse Stundung von Krediten sei ebenfalls nachvollziehbar, schließlich müssten die Bauern weiter produzieren, um ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

(APA)

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