Elektroautos auf die Busspur

Österreich will der Elektromobilität auf die Sprünge helfen.

Deutschland hat sich entschieden: In Zukunft sollen auf bundesdeutschen Straßen vor allem elektrisch betriebene Vehikel unterwegs sein. Die großen Autokonzerne arbeiten emsig an brauchbaren Modellen, Volkswagen überlegt, ein eigene Batteriewerk zu errichten, um nicht von asiatischen Zulieferern abhängig zu sein – und die Bundesregierung schießt künftig bei jedem Elektroauto, das neu erworben wird, 5000 Euro zu. Das Autoland setzt alles daran, sich und seine Autobauer in das kommende Zeitalter zu retten.

Auch in Österreich gibt es hehre Ziele, wenn es um Elektromobilität geht. Die Regierung hofft, dass die Österreicher 2020 rund 200.000 Stromautos fahren werden. Das wären zwar erst fünf Prozent des Gesamtbestands, aber immerhin zwanzigmal so viel wie heute. Wie seine Vorgänger, verspricht auch der neue Infrastrukturminister, Jörg Leichtfried, die E-Mobilität massiv zu fördern. An Ideen für Subventionen und Erleichterungen für die Käufer und Fahrer der Elektroautos mangelt es nicht. Im Gespräch sind sowohl steuerliche Anreize bei Ankauf und Betrieb als auch die Möglichkeit, die Busspur zu nutzen, wie auch spezielle Genehmigungen, mit dem Elektroauto in bestimmte Stadtteile zu fahren.


Vorbild Norwegen. Als Vorzeigeland dient Norwegen. Auch dort war der Bestand an Elektroautos ähnlich niedrig wie in Österreich heute. Über massive Förderungen haben die Norweger jedoch den Anteil der E-Autos im Land binnen weniger Monate auf ein Fünftel gehievt. Mit dem Nebeneffekt, dass die Busspuren in Norwegens Städten mittlerweile notorisch mit Elektroautos verstopft sind.

Derzeit gibt es nur wenige direkte Förderungen für Elektroautos. Lediglich Unternehmen werden seit Jahresanfang steuerlich begünstigt, wenn sie elektrische Firmenautos zukaufen. Die Neuregelung zeigt bereits Wirkung. Im ersten Quartal 2016 schnellte die Zahl der Neuanmeldungen von Elektromobilen in Österreich auf 1300. Das ist doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Beinahe der gesamte Zuwachs stammt aus dem Firmensegment. In Summe sind dennoch nur 10.000 Elektrofahrzeuge in Österreich unterwegs – Hybridmodelle, die auch einen konventionellen Antrieb besitzen, sind hier bereits mitgezählt.

Muss Österreich also wie Deutschland jedem Elektroautokäufer etwas zuschießen, um die gesteckten Ziele zu erreichen? Markus Kreisel, der sein Geld selbst mit Batteriemodulen für Elektroautos verdient, ist anderer Ansicht: „5000 Euro Förderung bringen gar nichts“, sagt er. Die Autos müssten endlich längere Wegstrecken schaffen und vor allem viel preisgünstiger gebaut werden. Den ersten Teil seiner Forderung könnte Mercedes schon im Herbst erfüllen. 500 Kilometer weit soll das neue Elektroauto des Konzerns am Stück fahren. Günstig genug, um für eine breite Käuferschicht interessant zu sein, dürfte es kaum werden. Das Elektroauto für die Massen wird noch eine Weile auf sich warten lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2016)

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