Ederer: Der Acht-Stunden-Tag ist überholt

ER�FFNUNG DES NEUEN SIEMENS-RECHENZENTRUMS: VORSTANDSVORS. EDERER
ER�FFNUNG DES NEUEN SIEMENS-RECHENZENTRUMS: VORSTANDSVORS. EDERER(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Kollektivverträge und fixe Arbeitszeiten seien Vergangenheit, sagt die ÖBB-Aufsichtsratschefin. Die Digitalisierung komme schneller, als viele denken.

Was heute noch utopisch klinge, werde schon bald Realität werden, sagte ÖBB-Aufsichtsratschefin Brigitte Ederer am Mittwoch. Die Digitalisierung passiere schon lange und komme schneller, als viele denken. Die zentrale Frage der nächsten Jahre werde sein, wie man gesammelte Daten verwenden kann. "Wie kann ich sie kombinieren, um daraus ein Geschäft zu machen?", so Ederer.

"Die Medizin und Pharmaindustrie arbeitet bereits intensiv an der Nutzung personalisierter Daten", erläuterte die ehemalige Siemens-Spitzenmanagerin bei einem Vortrag in Wien. In fünf bis zehn Jahren werde man ganz individualisierte Medikamente bekommen können. Dann werde es Kopfwehtabletten geben, die komplett auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten sind.

Die Gesellschaft werde sich insgesamt in Richtung Individualisierung bewegen. "Ich glaube, dass Kollektivverträge und fixe Arbeitszeiten der Vergangenheit angehören", meinte Ederer. Menschen würden heutzutage dann arbeiten, wann sie Zeit haben und dort, wo sie gerade sind. Der Acht-Stunden-Tag sei überholt.

Digitalisierung beschleunigt Rationalisierung

Ein Teil der Beschäftigung dürfte durch die Digitalisierung wegrationalisiert werden. "Persönlich glaube ich, dass man auch heute schon fahrerlose Züge haben kann", sagte die ÖBB-Aufsichtsratschefin. Die Arbeit werde aber nicht ausgehen, erhöhten Personalbedarf gebe es dafür an anderen Stellen: Beispielsweise brauche es mehr Mitarbeiter in den Waggons, das Betreuungsbedürfnis der Fahrgäste steige.

Auch Lkw würden schon in absehbarer Zeit ohne Fahrer unterwegs sein und digital aneinander gekoppelt werden. Generell werde der Datentransfer und die Kommunikation zwischen Maschinen enorm zunehmen, 2019 würden 40 Prozent des Datentransfers zwischen Maschinen erfolgen.

Ederer kritisiert Bildungssystem

Ein großes Thema ist für Ederer auch die Infrastruktur. Es brauche ein gesamtheitliches Konzept für die Infrastruktur, dieses sei aber hierzulande nicht vorhanden. "Wenn du im Waldviertel kein Breitband hast, bist du als Unternehmen langsamer", kritisierte Ederer. Dem heimischen Bildungssystem stellt Ederer ebenfalls kein gutes Zeugnis aus: "Ich halte das jetzige System für falsch", so Ederer. Da müsse viel getan werden, heute brauche man kreative, bestausgebildete Arbeitskräfte.

In Bezug auf das Grundeinkommen "muss man beginnen, darüber zu diskutieren." Ederer sprach sich dafür aus, möchte es aber an gewisse Pflichten koppeln.

(APA)

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