Die vielen Regularien machten es Banken nahezu unmöglich, geeignete Mitglieder für den Aufsichtsrat zu bekommen, sagt Erste-Group-Chef Andreas Treichl. „Die Frauenquote ist dagegen ein Miniproblem.“
Wien.„Es wird uns immer schwerer gemacht, gute Aufsichtsräte zu finden. Das ist ein Riesenproblem, und ich weiß nicht, wie wir es lösen werden“, warnt Erste-Bank-Chef Andreas Treichl beim 7. Aufsichtsratstag an der WU Wien. Schuld daran seien die Regularien, mit denen Banken heute konfrontiert seien: „Die neuen von der European Bank Authority (EBA) diskutierten Regulierungen etwa, die im Juni beschlossen werden sollen und definieren, wer als abhängig und als unabhängig zu gelten hat, bereiten den Aufsichtsräten und uns große Schwierigkeiten. Die Frauenquote ist dagegen ein Miniproblem.“
Niemand kommt in Frage
Und wer den Aufzählungen von Treichl folgte, fragt sich tatsächlich, wie es gelingen soll, Kontrollorgane nicht nur divers, sondern auch noch mit kompetenten Mitgliedern zu besetzen, zumal Aufsichtsräte in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern schlecht bezahlt werden. „Im Wesentlichen kommen Leute, die bei uns über lange Zeit gearbeitet haben und im Vorstand waren, für den Aufsichtsrat nicht mehr in Frage. Mitglieder von Wirtschaftsprüfungskanzleien, mit denen wir zusammenarbeiten, kommen nicht mehr in Frage. Organe unserer Kunden kommen nicht in Frage. Rechtsanwälte, die an uns verdienen, kommen nicht in Frage.“ Gleichzeitig würden die fachlichen Herausforderungen an Aufsichtsräte immer höher. „Es ist völlig absurd, was sich hier abspielt“, sagt Treichl. Die Regulierung passe mit der Realität eines kleinen Landes wie Österreich nicht zusammen. Wenn man „über die in Österreich fast ausgestorbene Rasse der Bankiers“ nachdenke, zeige sich das deutlich, sagt der Erste-Group-Boss: „Dem Bankier gehört die Bank, er ist über zehn Jahre Vorstandsvorsitzender und darf dann aber nicht Aufsichtsratsvorsitzender seiner Bank werden. Das ist hirnrissig.“