Die zweite Chance im Osten

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Fast zehn Jahre nach dem abrupten Ende des Goldrauschs kehren die Investoren wieder nach Osteuropa zurück. Region und Unternehmen müssen erst beweisen, dass sie aus ihren Fehlern gelernt haben.

Wien. Osteuropa ist zurück. Die ehemalige Boomregion vor Österreichs Haustür hat ihren tiefen Einbruch überwunden und galoppiert dem Rest Europas wieder mit doppelten Wachstumsraten hinterher. Die Aussichten sind gut wie lang nicht: Die Staatsbilanzen sind gesund, die Konsum- und Kreditblase weitgehend verkraftet, Unternehmen drängen wieder in die Region. Nur vereinzelt lassen sich Investoren vom frisch aufkeimenden Protektionismus abschrecken. Fast dreißig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erhalten die postkommunistischen Staaten eine zweite Chance zu zeigen, dass sie mehr sein können als die billige Werkbank für den Westen. Aber wie stabil ist der Aufstieg? Haben die Länder und Investoren ihre Lektionen aus dem letzten Crash gelernt? „Die Presse“ beantwortet die wichtigsten Fragen.

1. Ist der Osteuropa-Boom schon zurück, und wie stabil ist der Aufschwung diesmal?

Die Volkswirtschaften Mittel- und Osteuropas wachsen heuer im Schnitt um mehr als drei Prozent, prognostiziert das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche. Vom Boom der frühen Nullerjahre ist die Region damit zwar ein Stück entfernt. Dennoch wächst sie erstmals wieder doppelt so schnell wie Westeuropa. Die raschere Erholung geht vor allem auf das Konto von Mario Draghi. Der EZB-Präsident hält die Leitzinsen im Euroraum seit Jahren auf einem Rekordtief. Die Osteuropäer konnten so einerseits schneller Schulden abbauen, andererseits haben Investoren genug billiges Geld, um in die Märkte zu investieren. Das wird auf absehbare Zeit so bleiben. EU-Mitglieder profitieren in den kommenden drei Jahren zusätzlich. Bis 2020 können sie noch Hunderte Milliarden Euro an EU-Fördergeldern einsammeln.

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