Spielen seit 60 Jahren

Die Geschäftsführer Michael und Heidemarie Heinz in ihrer neuesten Filiale im Gerngross auf der Mariahilfer Straße.
Die Geschäftsführer Michael und Heidemarie Heinz in ihrer neuesten Filiale im Gerngross auf der Mariahilfer Straße.(c) Mirjam Reither
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Es ist eines von wenigen noch verbliebenen Ur-Wiener Spielzeuggeschäften: Von Penzing aus eroberte Spielwaren Heinz einst die Stadt. Heuer feiert man den 60. Geburtstag.

Es ist noch gar nicht so lange her, da sahen die kleinen Spielzeugläden im Grätzel so aus: eine Theke, auf der der Verkäufer die Waren präsentierte, die er einzeln aus Schubladen und Kartons hinter ihm hervorholte. Der Kunde sah also, wenn er in einen Spielwarenladen kam, nur sehr wenig Spielzeug. In der Währinger Filiale von Spielwaren Heinz war das Thekenkonzept gar noch bis ins Jahr 2000 sichtbar.

Wie sich die Zeiten doch geändert haben. Nicht nur, aber auch in den Filialen der Spielwarenfirma Heinz. Als Heidemarie und Michael Heinz die Geschäfte im Jahr 2000 übernommen haben, haben sie die Filialen nach und nach völlig neu gestaltet. So gibt es etwa bewusst keine strikten Regalreihen mehr, auf denen die Preise angeschrieben stehen. Vielmehr, sagt Michael Heinz, soll der Eindruck eines großen Kinderzimmers entstehen, in dem sich Kinder und Eltern wohlfühlen.

Das Ehepaar Heinz führt eine der letzten (und größten) Wiener Spielwareninstitutionen, die heuer ihren 60.Geburtstag begeht: Gegründet wurde das Unternehmen von Heidemarie Heinz' Vater Rudolf. Dieser führte ein Antennen- und Kabelwerk und erfand die Messing-Zimmerantenne Libelle, die in den 1950er-Jahren in vielen Wohnzimmern für den Fernsehempfang sorgte. Da es in der Nähe seiner Wohnung in Penzing kein Spielzeuggeschäft gab, in dem er für seine Kinder hätte einkaufen können, gründete er kurzerhand selbst eines: 1957, vor 60 Jahren also, sperrte die erste Spielwaren-Heinz-Filiale in der Hütteldorfer Straße auf. Wegen des großen Erfolgs kamen nach und nach weitere hinzu.

Die Filiale auf der Hütteldorfer Straße gibt es heute noch (wenn auch deutlich moderner), andere alte Standorte haben Heidemarie und Michael Heinz zugesperrt und dafür neue an anderen Standorten eröffnet. Denn viele ursprünglich gute Lagen wie die an der Wallensteinstraße „haben sich anders entwickelt, der Kundenstrom hat sich geändert“.

Die Familie eröffnete daher neue Filialen (in den Firmenfarben Rot, Blau und Gelb) auch in Einkaufszentren (wie dem Riverside oder dem Auhof-Center), ist aber auch der ursprünglichen Linie treu geblieben: So gibt es etwa auf der Josefstädter und der Währinger Straße Heinz-Filialen als Spielwaren-Nahversorger in den Bezirken, „das kommt bei den Kunden gut an“, sagt Michael Heinz. Die jüngste Filiale wurde im Februar eröffnet: Die beiden haben das zuletzt mäßig attraktive Spielzeuggeschäft Jipitoy im Gerngross „sehr kurzfristig“ übernommen und auf neue Beine gestellt.

Wie sich dieser Standort entwickeln wird, wird sich erst weisen, sagt Heidemarie Heinz, „aber das Geschäft ist gut angelaufen“. Große Waren, die man nur mit dem Auto abtransportieren kann, wird es in dieser Filiale eher weniger geben, da die meisten Kunden auf die Mariahilfer Straße nur mehr öffentlich kommen (können). Denn auch wenn das Basissortiment in allen Filialen ähnlich ist – Wert legt die Firma Heinz neben einer breiten Brettspiel- und Stofftierauswahl, Lego und Playmobil besonders auf hochwertiges Holzspielzeug von Marken wie Haba oder Hape – werden doch die Filialen je nach Kundennachfrage unterschiedlich ausgestattet. In Gegenden, in denen Kunden eher alternatives Spielzeug wünschen, wie in Währing, gibt es davon naturgemäß eine größere Auswahl.

Dass Heidemarie Heinz einmal in die Fußstapfen ihres Vaters treten würde, war für sie immer klar. Auch ihr Mann ist nach vielen Jahren nach wie vor begeisterter Händler. Auch wenn es nicht unbedingt leichter geworden ist: Von den Wiener Spielwareninstitutionen haben viele zusperren müssen, etwa die Firma Kober. „Es macht uns immer traurig, wenn ein Kollege zusperrt, weil wir einander gut kennen“, sagt Michael Heinz. „Wir haben immer darauf geachtet, dass wir uns gegenseitig nicht das Wasser abgraben“ – also etwa keine neue Filiale in der Nähe eines anderen Spielwarengeschäfts zu eröffnen.

Die Onlinekonkurrenz setzt der Branche natürlich auch zu. „Bei denen fallen nicht jene Abgaben an, die wir entrichten müssen. Und sie belasten durch die Transporte extrem die Umwelt“, sagt Michael Heinz. Er bemerke aber, dass die Kunden sehr wohl darüber nachdenken, wo sie kaufen, dass der Händler ums Eck eben auch Arbeitsplätze in der Region hält – Heinz beschäftigt wienweit 50 Mitarbeiter.

Finger-Spinner. Durch ihre beiden Töchter habe sich das Interesse an Spielwaren noch einmal intensiviert. „Ich weiß jetzt genau, was ein Kind mit zwei, drei oder vier Jahren braucht“, sagt Heidemarie Heinz. Manche Produkte werden von ihren Töchtern und deren Schulfreunden vorab getestet, so bekommen sie wichtiges Feedback. So sind derzeit bei älteren Kindern die Finger-Spinner enorm beliebt – ein kleines Teil, etwa handflächengroß, das man mit den Fingern mit etwas Übung erstaunlich schnell drehen kann.

Was man in den Heinz-Läden nicht finden wird: elektronisches Spielzeug. Die Spielkonsolen haben die beiden längst aus dem Sortiment genommen. Nicht nur, weil sie für die Breite des Angebots keinen Platz mehr hatten. Sondern auch aus Überzeugung: „Klassisches Spielzeug ist für uns ganz wichtig“, sagt Michael Heinz. „Und“, sagt Heidemarie Heinz, „es ist sehr schön, Familien zu überzeugen, dass sie sich ein Brettspiel kaufen und das am Wochenende gemeinsam spielen, statt vor dem Fernseher zu sitzen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2017)

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